Wer nichts weiß, muss alles glauben.
Martin Puntigam : Ausgabe 117 des ScienceBusters Podcasts und heute singen wir Life is Plastic, it's Fantastic.
Alina Majcen: Naja, Plastik kann zwar fantastisch sein, aber es ist auch ein Riesenproblem.
Martin Puntigam : Herzlich willkommen zur Ausgabe 117 des Science Masters Podcasts,
Martin Puntigam : wie immer produziert mit Unterstützung der Uni Graz und der TU Wien.
Martin Puntigam : Mein Name ist Martin Puntigam und mir gegenüber sitzt heute Alina Meizen,
Martin Puntigam : Biologin und Wissenschaftskommunikatorin an der Uni Graz. Hallo.
Martin Puntigam : Hallo. In der letzten Ausgabe, nämlich 116, haben Julia Zotter,
Martin Puntigam : designierte Geschäftsführerin der gleichnamigen Schokoladenfabrik und ich unter
Martin Puntigam : anderem gesprochen über Handschöpfen, Conchieren,
Martin Puntigam : Kakaobutterbradelfetten, geschmackloses Hirn,
Martin Puntigam : warum Sulztorte nicht als Delikatesse in der Patisserie gilt,
Martin Puntigam : Kung Fu in der Oststeiermark und natürlich über die neuen Science Buster Schokoladen
Martin Puntigam : Big Rib und Big Crunch zum Ende des Universums,
Martin Puntigam : die wir gemeinsam mit der Firma Zotter für unsere aktuelle Bühnenshow Weltuntergang
Martin Puntigam : für Fortgeschrittene in die Welt gebracht haben.
Martin Puntigam : Heute in Ausgabe 117 geht es unter anderem um Luftanhalten, Nanotechnologie für Hochbegabte,
Martin Puntigam : Unterwasser-Rugby und ein Problem, das zwar klein klingt, aber gewaltig ist
Martin Puntigam : und nicht einmal ansatzweise gelöst, denn es geht um Mikroplastik.
Martin Puntigam: Alina, bevor man uns ins Mikroplastik stürzen, kurz was Biografisches,
Martin Puntigam: da kommst du aus Rosenheim, in meiner Generation hat man Rosenheim automatisch verknüpft mit Out-Off,
Martin Puntigam: was in deinem Fall auch stimmt, weil du nicht mehr in Rosenheim lebst und wirkst, sondern in Graz.
Martin Puntigam: Wie hat dich der Weg zur Chemie an die Uni Graz geführt?
Alina Majcen: Ja, das war ein weiter Weg, auch nicht immer ganz geradlinig.
Alina Majcen: Nach dem Abitur wollte ich unbedingt irgendwas mit Naturwissenschaften studieren
Alina Majcen: und habe dann aber in Bayern, wie so viele, keinen Studienplatz bekommen,
Alina Majcen: bin dann nach Salzburg, habe dort molekulare Biologie studiert und habe mich
Alina Majcen: in der Zeit in Österreich verliebt, habe entschieden für immer,
Alina Majcen: hoffentlich in Österreich bleiben zu können.
Martin Puntigam: Also in Salzburg hast du dir in Österreich verliebt?
Alina Majcen: Eigentlich in Linz. Das können wenige nachvollziehen.
Martin Puntigam: Ja, das ist noch ungewöhnlicher, dass man sich in Linz in Österreich verliebt.
Alina Majcen: Ja, in Linz beginnt es.
Martin Puntigam: Also dann ist es wirklich schon sehr österreichisch, wenn das der Satz ist,
Martin Puntigam: der heraus sprudelt, wenn man Linz sagt.
Alina Majcen: Die Leidenschaft zu den Naturwissenschaften ist irgendwie auch während dem Studium
Alina Majcen: geblieben, aber vor allem habe ich gemerkt, ich würde sie gerne weitergeben,
Alina Majcen: die Leidenschaft und auch meine Begeisterung.
Martin Puntigam: Aber in der Grundschule heißt es bei euch, die Volksschule, da war es schon
Martin Puntigam: so, dass du gerne experimentiert hast und du gedacht hast, später möchte ich
Martin Puntigam: eine Wissenschaftlerin werden, das war schon ein vorgezeichneter Weg.
Alina Majcen: Teilweise. Eigentlich wollte ich immer eine Meeresbiologin werden,
Alina Majcen: also schon auch die Naturwissenschaften, aber mehr mit dem Meer verbunden und
Alina Majcen: der Wunsch ist eigentlich auch bis in die Pubertät erhalten geblieben.
Martin Puntigam: Also in meiner Kindheit war ich ein Meeresbiologe, obwohl es das natürlich gegeben
Martin Puntigam: hat zu der Zeit schon und auch populär, aber das war jetzt nicht so ein brauchbarer Berufswunsch,
Martin Puntigam: weil das lauter so Einzelgänger und Alpha-Männer waren, die da mit ihren Booten
Martin Puntigam: irgendwo hingefahren sind, um das Meer zu erforschen.
Martin Puntigam: Aber eine Generation später war das dann offensichtlich schon was,
Martin Puntigam: was mir gedacht hat, Puh, Meeresbiologie, das wäre was.
Alina Majcen: Ja, das war glaube ich die Faszination nach dem Meer und auch im Meer zu sein,
Alina Majcen: die mich dahin getrieben hat.
Alina Majcen: Aber ja, Meeresbiologie ist natürlich schon auch ein herausfordernder Job mit
Alina Majcen: viel Ortswechsel und viel Unsicherheit behaftet, sodass ich mich dann eben doch
Alina Majcen: dem Traum entgegen entschieden habe und was Handfestes studiert habe.
Martin Puntigam: Und das Meer hast du lieben gelernt, weil wenn du aus Rosenheim kommst,
Martin Puntigam: ist das steinerne Meer eigentlich das nächste Meer.
Martin Puntigam: Und dann das Mittelmeer, da war es ja oft auf Urlaub und dann war das so angenehm
Martin Puntigam: für dich und so interessant.
Martin Puntigam: Oder aus dem Fernsehen hast du dir gedacht, die Korallen schauen toll aus,
Martin Puntigam: da möchte ich einmal hin?
Alina Majcen: Ich glaube, die Leidenschaft ist schon im Mittelmeer, vor allem in Kroatien, entstanden.
Alina Majcen: Mein Papa war schon immer ein begeisterter Taucher und hat mich da viel mitgenommen.
Alina Majcen: Ich glaube, mit fünf hatte ich schon meine erste Schnorchelmaske und bin durchs
Alina Majcen: Meer geschnorchelt und habe dann auch mit zehn schon meinen Tauchschein gemacht,
Alina Majcen: um dann eben später Meeresbiologin werden zu können.
Martin Puntigam: Tauchen ist ja etwas, was du nach wie vor gern machst, oder?
Alina Majcen: Genau, also Gerätetauchen, aber auch in den letzten Jahren sehr gerne Freitauchen,
Alina Majcen: Apnoetauchen, also ohne Sauerstoffflasche, nur mit Luft anhalten.
Martin Puntigam: Wie lange kannst du die Luft anhalten?
Alina Majcen: Gute Frage. Wahrscheinlich momentan so um die drei Minuten.
Martin Puntigam: Also jetzt aus dem Stand könntest du das oder du müsstest die vorbereiten drauf?
Alina Majcen: Eine kurze Vorbereitung, aber dann kraftvoll.
Martin Puntigam: Wie bereitet man sich auf Luftanhalten eigentlich vor? Man atmet ganz viel ein?
Alina Majcen: Naja, man macht erstmal verschiedene Atemübungen und dann ist es hilfreich,
Alina Majcen: so kleine Pyramiden zu machen.
Alina Majcen: Also sich nach und nach zu steigern, damit der Körper sich dann eben auch daran gewöhnen kann.
Martin Puntigam: Also sind kleine Pyramiden immer ein bisschen länger Luft.
Alina Majcen: Genau, also erstmal nur 30 Sekunden, dann eine Minute, dann anderthalb,
Alina Majcen: dann zwei und dann kann man eigentlich schon in den Maximalversuch starten.
Martin Puntigam: Und da bedrückt man sich selber oder wie überprüft man das mit Kopf unter Wasser?
Alina Majcen: Mit Kopf unter Wasser im Idealfall macht das Ganze auch leichter.
Alina Majcen: Der Wasserreflex ermöglicht dann auch, dass man länger Luft anhalten kann.
Martin Puntigam: Echt, es ist leichter, Luft lang anzuhalten, wenn man den Kopf unter Wasser hat?
Alina Majcen: Ja, tatsächlich, ja.
Martin Puntigam: Wenn du drei Minuten die Luft anhalten kannst, dann tauchst du wohin?
Alina Majcen: Vorzugsweise irgendwo im Meer unter irgendeine Felskante, um zu schauen,
Alina Majcen: was dort unten lebt und welche Tiere ich dort entdecken kann.
Alina Majcen: In Graz ist es leider recht schwierig, da meistens irgendwo im Schwimmbad.
Alina Majcen: Die Aufsicht ist jetzt nicht ganz so schön.
Martin Puntigam: Wenn du heute im Bereich Fachdidaktik dein Doktorat machst an der Uni Graz,
Martin Puntigam: Fachdidaktik für Chemie, aber so eine große Leidenschaft für Meeresbiologie
Martin Puntigam: hast, warum bist du nicht Meeresbiologin geworden?
Alina Majcen: Vor allem wegen den unsicheren Arbeitsstellen und dann viel Reisen,
Alina Majcen: das damit verbunden ist.
Alina Majcen: Und ja, mein Weg hat mich dann doch anders geführt.
Alina Majcen: Und ich muss auch sagen, dass ich eine große Leidenschaft habe oder eine große
Alina Majcen: Begeisterung habe, mein Wissen weiterzugeben. Ich arbeite sehr,
Alina Majcen: sehr gerne mit Jugendlichen zusammen und auch mit Jugendgruppen,
Alina Majcen: mit Schulklassen, warum ich dann auch Lehramt studiert habe.
Alina Majcen: Und das ist sicher schon auch ein großer Beweggrund, warum ich mich dann gegen
Alina Majcen: die Meeresbiologie entschieden habe.
Martin Puntigam: Ein Kurs, den du anbietest oder Kurse, die du anbietest, die heißen Bionik-
Martin Puntigam: und Nanotechnologie-Kurse für Hochbegabte.
Martin Puntigam: Wie muss man denn sein als Kind und Jugendliche, wenn man hochbegabt ist und
Martin Puntigam: zu dir in den Kurs kommen möchte?
Alina Majcen: Das ist gar nicht so genau festgelegt. Meistens werde ich eher gebucht von Externen.
Alina Majcen: Das eine ist von der Bildungsdirektion in Salzburg, gemeinsam mit einem Elternverein,
Alina Majcen: der sich eben Kinder unterstützt, die eben auch eine Hochbegabung haben und
Alina Majcen: die auch gern mehr gefördert und gefordert werden möchten.
Alina Majcen: Und die kommen dann zum Beispiel auf mich zu und haben mich gebucht.
Alina Majcen: Oder auch in Deutschland hatte ich dort die ein oder andere Möglichkeit.
Martin Puntigam: Und die Kinder sind tatsächlich hochbegabt oder die Eltern hätten gern,
Martin Puntigam: dass sie hochbegabt sind?
Alina Majcen: Nein, die Kinder sind schon besonders, aber ob alle hochbegabt sind,
Alina Majcen: sie sind vor allem alle interessiert und mit Begeisterung dabei.
Alina Majcen: Und ich glaube, das ist die Hauptsache.
Martin Puntigam: Okay, weil es ist ja so ein...
Martin Puntigam: Komische Bunzierung, den Kindern zu sagen, sie sind etwas Besseres als die anderen.
Martin Puntigam: Es ist ja nicht nur ein Vorteil, sondern eine Belastung.
Alina Majcen: Ja, ich glaube, was besonders ist an diesen Projekten, ist, dass sie dort auch
Alina Majcen: mit anderen Kindern zusammenkommen, die auch so ein großes Interesse haben und wo es auch okay ist,
Alina Majcen: total dabei zu sein und total interessiert zu sein und viel nachzufragen,
Alina Majcen: ohne gleich als Nerd oder anderes abgestempelt zu werden.
Martin Puntigam: Ja, ich weiß nicht, wie das in Deutschland ist. vermutlich eine Spur besser.
Martin Puntigam: In Österreich wird das allmählich besser, aber es ist ja auch immer so, dass man,
Martin Puntigam: dass das Wort klugscheißer sehr abwertend ist, obwohl wenn jemand ein Besserwisser
Martin Puntigam: ist und er weiß es wirklich besser oder jemand interessiert sie wofür,
Martin Puntigam: dann ist das ja eigentlich was Gutes und nicht was Schlechtes.
Martin Puntigam: Wenn du viel mit Schulklassen und Jugendlichen und Kindern arbeitest,
Martin Puntigam: ist es noch immer so, wenn nicht die,
Martin Puntigam: Hochbegabten von den Eltern dir zugeführt werden, dass dass Kinder defensiv
Martin Puntigam: agieren, die sie eigentlich für viel mehr interessieren würden,
Martin Puntigam: wenn es im Klassenverbund uncool ist?
Alina Majcen: Gute Frage. Ich glaube, für manche Kinder kann es sicher einschüchtern sein,
Alina Majcen: weil wir wollen alle irgendwie auch ein Teil der Gruppe sein,
Alina Majcen: ein Teil vom Ganzen sein.
Alina Majcen: Andere, da überwiegt wahrscheinlich das Interesse und die sind da dann auch
Alina Majcen: sich selbst genug, um da drüber stehen zu können.
Alina Majcen: Deren Weg ist natürlich nicht immer der einfachste.
Martin Puntigam: Aber ist es in den meisten, wenn Schulklassen zu dir kommen oder du in Schulklassen
Martin Puntigam: gehst, dann sind das ja oft welche, die Lehrer, Lehrerinnen haben,
Martin Puntigam: die eh schon engagierter sind und wo was zu wissen oder sie für was zu interessieren
Martin Puntigam: schon ganz gut angeschrieben ist.
Martin Puntigam: Merkst du das, dass das dann leichter ist und dort gilt es dann schon was,
Martin Puntigam: wenn man sich für was interessiert oder kann das dann noch immer passieren,
Martin Puntigam: dass du in eine Klasse kommst, wo die Stärkeren oder die Lauteren,
Martin Puntigam: die Cooleren sind und deshalb die Anderen?
Martin Puntigam: Und schauen, dass sie gar nicht so sehr auffallen mit ihrem Wissensdurst.
Alina Majcen: Es gibt natürlich manchmal auch die Fälle, wo das noch der Fall ist.
Alina Majcen: Aber im Großteil ist, glaube ich, der große Vorteil an diesen Projektwochen,
Alina Majcen: die ich mache, dass kein Leistungsdruck dahinter steht.
Alina Majcen: Sondern wir in einer entspannten, gemütlichen Atmosphäre, die deutlich lockerer
Alina Majcen: ist, die auch viel mehr freies Arbeiten ermöglicht sind.
Alina Majcen: Und da können sich dann auch die Schüler so entfalten und so ihren Interessen
Alina Majcen: widmen, wie sie möchten. und da fällt es dann noch gar nicht so auf,
Alina Majcen: weil dieser Rahmen ein ganz anderer ist.
Martin Puntigam: Jetzt ist Mikroplastik das Thema von unserem heutigen Podcast,
Martin Puntigam: das wissenschaftliche Thema.
Martin Puntigam: Davon kann man schon gehört haben, es ist ja schon eine Zeit lang ein Problem.
Martin Puntigam: Mittlerweile ist es einigermaßen gut erforscht, aber nur, wie du im Vorfeld
Martin Puntigam: geschrieben hast, Forschung gibt es viel im Zusammenhang Mikroplastik und Gewässer
Martin Puntigam: oder Mikroplastik und mehr.
Martin Puntigam: Da ist es dir das erste Mal untergekommen oder unabhängig von deiner Tauchleidenschaft im Studium?
Alina Majcen: Ja, es ist mir tatsächlich das erste Mal bei meiner Arbeit im Meer untergekommen.
Alina Majcen: Dort durfte ich viele Jahre an meeresbiologischen Stationen Projektwochen mit
Alina Majcen: Schulklassen machen, meeresbiologische Projektwochen und Mikroplastik ist einfach
Alina Majcen: im Meer schon ein lang erforschtes Thema, ein sehr relevantes Thema mit vielen Auswirkungen.
Alina Majcen: Und das habe ich damals eben schon immer gerne den Schülern und Schülerinnen
Alina Majcen: mitgegeben und habe mir gedacht, irgendwie das Ganze nur theoretisch aufzuarbeiten
Alina Majcen: ist irgendwie ein bisschen fad.
Alina Majcen: Vielleicht kann man das auch greifbar und sichtbar machen und habe dann eben
Alina Majcen: als Herzensprojekt eine Methode entwickelt,
Alina Majcen: wie man eben Mikroplastik sichtbar machen kann in Umweltproben mit Schulklassen,
Alina Majcen: wo Schüler und Schülerinnen selbstständig Umweltproben untersuchen können und
Alina Majcen: mithilfe von einem Fluoreszenzfarbstoff und UV-Licht dann tatsächlich Mikroplastik sehen können.
Martin Puntigam: Bevor wir da ins Detail gehen, wie man das tatsächlich macht,
Martin Puntigam: mal kurz die Definition.
Martin Puntigam: Mikroplastik, ist das so klein, dass man es gar nicht sieht oder was ist denn
Martin Puntigam: bei Definition Mikroplastik?
Alina Majcen: Man ist sich noch nicht ganz einig, aber die meisten Definitionen beziehen sich
Alina Majcen: auf eine Übergrenze von 5 Millimeter.
Alina Majcen: Also das ist doch noch sehr gut sichtbar mit dem Auge.
Alina Majcen: Warum 5 Millimeter, fragen sich jetzt vielleicht die ein oder anderen.
Martin Puntigam: Also das ist zum Beispiel, wenn man neue Socken kauft und man beißt dieses Kunststoffband,
Martin Puntigam: mit dem die Socken zusammengetackert sind.
Martin Puntigam: Man beißt das auf und es bleibt das kleine Querstück im Mund und man spuckt
Martin Puntigam: es irgendwo hin. Das wäre quasi schon ein Stück Mikroplastik.
Alina Majcen: Ja, ich glaube schon. Können gut passen. Ursprünglich haben wir diese 5 mm genommen,
Alina Majcen: um die Plastikpellets zu inkludieren.
Alina Majcen: Das ist ja die Basis, dieses Granulat, aus dem dann ganz viele Plastikprodukte hergestellt werden.
Alina Majcen: Die haben meistens eben einen Durchmesser von 5 mm und um die zu inkludieren,
Alina Majcen: hat man das als Größenbegrenzung mit hineingenommen.
Martin Puntigam: Also das ist das, was in einer Fabrik, wenn man Schalen, Heferl,
Martin Puntigam: Töpfe herstellt, dann kommt ein Sack in einer entsprechenden Farbe,
Martin Puntigam: wird dann in die Maschine eingefüllt und daraus wird dann das Objekt aus Kunststoff gefertigt.
Martin Puntigam: Das kommt aber in dieser Pelletform ursprünglich in die Fabriken.
Alina Majcen: Genau, ganz häufig ist das der Fall. Dann gibt es noch die Unterscheidung zwischen
Alina Majcen: Mikroplastik und Nanoplastik. Und meistens sagt man, dass bis zu einem Mikrometer
Alina Majcen: noch das Mikroplastik zählt und alles, was kleiner ist, zählt dann zum Nanoplastik.
Martin Puntigam: Und der Unterschied in der Wirkung ist was?
Alina Majcen: Der ist sehr groß, denn natürlich, je kleiner die Partikel sind,
Alina Majcen: im Verhältnis dazu ist die Oberfläche viel größer.
Alina Majcen: Und die Eigenschaften verändern sich dann natürlich auch durch die Partikel.
Alina Majcen: Und ebenso auch die Auswirkungen auf uns, auf die Umwelt, auf den Mensch, auf Tiere.
Alina Majcen: Und auch die Analyse ist natürlich betroffen, denn so ein Partikel von 5 mm
Alina Majcen: Größe kann man doch nochmal ganz anders analysieren als Partikel im Nanometer-Bereich.
Martin Puntigam: Du sagst in diesen Workshops, da habt ihr eine Methode entwickelt mit fluoreszierenden Produkten.
Martin Puntigam: Farbstoffen, dass man das sichtbar machen kann. Was genau machen denn die Kinder
Martin Puntigam: und wie reagieren sie darauf, wenn sie tatsächlich in einer Sand- oder Erdprobe
Martin Puntigam: dann was Leichten sehen?
Alina Majcen: Also meistens haben wir Sedimentproben vom Meeresufer genommen oder auch von
Alina Majcen: Flussufern und die dann aufbereitet im Labor und das war schon mal das erste schöne Erlebnis,
Alina Majcen: denke ich, für die teilnehmenden Schüler und Schülerinnen in einem echten Labor
Alina Majcen: stehen zu können bei uns.
Martin Puntigam: Und was heißt Aufbereiten?
Martin Puntigam: Was macht man da, wenn man was aufbereitet?
Alina Majcen: Erstmal sieben, um die großen Steine aus der Probe zu entfernen.
Alina Majcen: Dann machen wir eine Dichteseparation, um alle Sedimentkörner,
Alina Majcen: die sind natürlich viel schwerer wie Plastik,
Alina Majcen: dass die absinken, sodass man dann eben ein Medium hat, wo obendrauf nur noch
Alina Majcen: die Plastikpartikel und organisches Material aufschwimmt, dass man da einfach
Alina Majcen: das Probenvolumen schon verringert.
Alina Majcen: Und dann färbt man das Ganze ein eben mit Nilrot, das ist ein Fluoreszenzfarbstoff.
Alina Majcen: Der färbt spezifisch nur Plastikpartikel ein. Das ist ganz eine feine Eigenschaft.
Alina Majcen: Und mit UV-Licht fluoresziert er dann natürlich auch ganz schön.
Martin Puntigam: Und heißt warum Nilrot?
Alina Majcen: Das weiß ich gar nicht.
Alina Majcen: Das müsste ich mal nachschauen.
Martin Puntigam: Schreiben wir dann in die Shownotes, ob das tatsächlich mit Nil was zu tun hat
Martin Puntigam: oder ganz eine andere Ursache.
Martin Puntigam: Und wenn die Kinder dann in dieser, das ist wahrscheinlich ein mehrstündiger Prozess,
Martin Puntigam: aber halt nicht 10 Stunden, aber eineinhalb Stunden oder zwei Stunden,
Martin Puntigam: bis das halt dann fertig ist und wenn die dann sehen, in der Probe,
Martin Puntigam: in der man eigentlich ursprünglich keine Plastik- oder Kunststoffpartikel oder
Martin Puntigam: Teilchen gesehen hat, sieht man die auf einmal, wie reagieren die denn da drauf?
Alina Majcen: Viele sind dann überrascht, dass da tatsächlich was drinnen ist,
Alina Majcen: weil ich lasse sie davor natürlich mit bloßem Auge die Probe untersuchen und
Alina Majcen: es ist aber in dieser Größenordnung ganz schwierig,
Alina Majcen: die Partikel mit dem bloßen Auge zu sehen Und viele sind dann überrascht,
Alina Majcen: dass da doch Plastik drinnen ist und sehen irgendwie auch die Problematik der Analyse.
Alina Majcen: Also wir sprechen ganz viel darüber, warum ist es eigentlich so schwierig,
Alina Majcen: Mikroplastik zu analysieren, wo sind da die Knackpunkte.
Alina Majcen: Und ich glaube, das wird ihnen dann wirklich erst bewusst, wie schwierig das
Alina Majcen: ist und wie viele Schritte das benötigt.
Martin Puntigam: Einer der Gründe, warum man gut darüber sprechen kann, ist eben der Name Mikroplastik.
Martin Puntigam: Das ist eingängig, das kann man sich sofort merken.
Martin Puntigam: Seit wann hat denn das einen Namen in der Forschung? Seit wann beschäftigt man
Martin Puntigam: sich denn mit Mikroplastik?
Martin Puntigam: Und seit wann ist es als Problem erkannt?
Alina Majcen: Das ist ganz unterschiedlich. Im Meer ist es das erste Mal aufgekommen,
Alina Majcen: glaube ich, schon in den 1960er, 70er, 80er Jahren, aber sehr vereinzelnd.
Alina Majcen: Erst in den letzten Jahrzehnten ist es dann vermehrt auch in der Forschung,
Alina Majcen: aber auch medial in den Fokus gerückt.
Alina Majcen: Am Land sind wir ein bisschen hinten nach mit der Forschung.
Alina Majcen: Da würde ich sagen, sind seit 10 bis 20 Jahren gelungen.
Alina Majcen: Viele Forschungsprojekte.
Martin Puntigam: Weil das wird tatsächlich assoziiert, Mikroplastik gibt es im Meer,
Martin Puntigam: ist ein großes Problem, die Fische fressen das und dann kommt es in die Nahrungskette
Martin Puntigam: und irgendwann einmal kommt es auch in uns Menschen.
Martin Puntigam: Aber wenn man es sehen kann, wenn man es färben kann, wenn das so leicht ist,
Martin Puntigam: dass es als Mikroplastik definiert ist oder gar als Nanoplastikpartikel,
Martin Puntigam: dann kann man es natürlich auch sehr gut einatmen.
Martin Puntigam: Bevor wir auf die Folgen zu sprechen kommen, was das für Lebewesen bedeutet,
Martin Puntigam: ganz kurz noch die Herkunft von Mikroplastik.
Martin Puntigam: Weil es ist ja kein Industriezweig, dass man irgendwo eine Fabrik hinbaut,
Martin Puntigam: die Mikroplastik erzeugt.
Martin Puntigam: Wo kommt denn das her, was wir heute als Mikroplastik identifizieren und was
Martin Puntigam: in der Regel eigentlich niemanden in der sogenannten Umweltfreude bereitet,
Martin Puntigam: sondern was wir als Problem wahrnehmen müssen?
Alina Majcen: Also es gibt schon die Fabriken, die tatsächlich Mikroplastik herstellen.
Martin Puntigam: Aber sie stellen nicht Mikroplastik her, damit sie es in der Umwelt verteilen,
Martin Puntigam: sondern weiter verarbeiten dann.
Alina Majcen: Sondern häufig eben, um diese Plastikpellets herzustellen, aber auch um Schleifkügelchen,
Alina Majcen: zum Beispiel für Sandstrahler herzustellen oder früher sehr häufig genutzt in
Alina Majcen: der Kosmetikindustrie,
Alina Majcen: in Peelings, aber auch für Farben und Lacke, auch für Nagellack.
Alina Majcen: Dass wir wieder in der Kosmetik, wird eben häufig schon kleines Mikroplastik produziert.
Alina Majcen: Das ist aber tatsächlich in Relation sehr gering, die Mengen.
Alina Majcen: Viel häufiger sprechen wir von einem sekundären Mikroplastik.
Alina Majcen: Das entsteht eben von großen Plastikprodukten, die dann eben mit der Zeit verkleinert werden.
Alina Majcen: Entweder durch Wind, Wellen, Wetter, UV-Strahlung oder auch mechanisch zum Beispiel durch Abrieb.
Martin Puntigam: Also das, was Sand entstehen lässt, lässt im Wesentlichen auch Mikroplastikteile entstehen?
Alina Majcen: Ja, genau.
Martin Puntigam: Und das findet man, was wirklich erstaunlich ist, überall mittlerweile, oder?
Alina Majcen: Genau, also mittlerweile hat man es in der Tiefsee nachgewiesen,
Alina Majcen: aber auch in entlegenden Orten in der Antarktis oder auch in irgendwelchen entlegenden
Alina Majcen: Bergseen hat man es schon gefunden.
Alina Majcen: Hauptsächlich eben, weil es auch durch die Luft transportiert werden kann.
Martin Puntigam: Das heißt, es ist es fast überall und wenn du sagst, durch die Zerkleinerung
Martin Puntigam: großer Objekte kommt es zu dieser Unmenge an Mikroplastik, Mikroplastik?
Martin Puntigam: Was sind denn da die Hauptursachen, warum es Mikroplastik gibt?
Martin Puntigam: Wo entsteht denn das am häufigsten?
Martin Puntigam: Gibt es da Charts? Kann man das rein?
Alina Majcen: Ja, das kann man tatsächlich rein. Zum Beispiel hat das Fraunhofer-Institut
Alina Majcen: eben auch einmal die Quellen herausgegeben und da zeigt sich auf Platz 1 absoluter
Alina Majcen: Top-Spitzen-Mikroplastik-Produzent ist der Verkehr. Es ist vor allem der Reifenabrieb.
Alina Majcen: Der macht mit großem Abstimmung den ersten Platz ab, aber es ist der Verkehr
Alina Majcen: auch noch in weiteren Hinsichten äußerst relevant.
Alina Majcen: Weil Platz drei wird schon durch den Abrieb von Bitumen verursacht und auch
Alina Majcen: der Abrieb von Fahrbahnmarkierungen setzt wieder Mikroplastik frei.
Alina Majcen: Also der Verkehr ist schon ganz weit oben mit dabei.
Martin Puntigam: Also bedohnt man Asphalt im Wesentlichen und wenn man das zusammenrechnet,
Martin Puntigam: dann ist der Vorsprung als Produzent von Mikroplastikteilchen vom Straßenverkehr
Martin Puntigam: ja eigentlich uneinholbar.
Martin Puntigam: Also das ist ein Vielfaches von all dem, was es sonst noch gibt in dieser Reihung, oder?
Alina Majcen: Ja, genau.
Martin Puntigam: Darüber wird ja zunehmend gesprochen. Eckart von Hirschhausen hat vor zwei Ausgaben
Martin Puntigam: gesagt, es entsteht umso mehr Mikroplastik durch den Reifenabrieb.
Martin Puntigam: Je besser die Reifen wären, damit sie nicht so schnell abgefahren wären,
Martin Puntigam: sind sie so produziert und optimiert worden, damit der Reifenabrieb immer kleiner
Martin Puntigam: wird, was aber immer mehr Teilchen erzeugt.
Martin Puntigam: Und wenn in der Öffentlichkeit Mikroplastik zur Sprache kommt,
Martin Puntigam: dann eben, weil es es im Meer gibt, als es es in den Fischen gibt,
Martin Puntigam: dann ist vor zwei Jahren, wenn ich mich sehr täusche,
Martin Puntigam: mit viel Pomp verkündet worden, dass Glitzer in Kosmetika verboten worden ist.
Martin Puntigam: Das aber an welcher Stelle ist, wenn der Straßenverkehrs-Dominant ist,
Martin Puntigam: ist ein Glitzer wahrscheinlich unter ferner Lieben, oder?
Alina Majcen: Genau das, ja. Damals war es auf Platz 20, also fast vernachlässigbar.
Martin Puntigam: Also wenn man über Mikroplastik redet und Vermeidung, müsste man in Wirklichkeit
Martin Puntigam: über Autoverkehr reden.
Alina Majcen: Das auf jeden Fall, genau. Aber auch die Abfallentsorgung ist äußerst relevant.
Alina Majcen: Also gerade in Deponien und diesen Ablagerungen entsteht sehr viel Mikroplastik
Alina Majcen: und viele andere Punkte, die man vielleicht ändern könnten und die gar nicht so bewusst sind.
Alina Majcen: Also gerade diese Pellets, dieser Rohstoff ist scheinbar nicht wertvoll genug,
Alina Majcen: dass auch dort bei der Herstellung und bei dem Transport große Menge verloren gehen.
Alina Majcen: Und was für mich total überraschend war, auf Platz 5 sind Sport- und Spielplätze
Alina Majcen: durch diese Verwehungen von diesem Granulat im Kunstrasen.
Alina Majcen: Auch etwas, was, glaube ich, die wenigsten in der Thematik schon mal gehört haben.
Martin Puntigam: Ja, vor allem bei Kunstrasen kommt man ja eigentlich nicht so häufig unter.
Martin Puntigam: Also es sind auch diese Gummispielplätze und dort überall.
Martin Puntigam: Und wahrscheinlich auch von
Martin Puntigam: den Sohlen der Schuhe gibt es wahrscheinlich auch Material, das sie gibt.
Martin Puntigam: Gegenseitig abreibt und dann durch den Wind vertragen wird?
Alina Majcen: Genau, Schuhe gehört auch dazu, ist auf Platz 7 also auch gar nicht so zu vernachlässigen.
Martin Puntigam: Also man merkt es ja eben.
Alina Majcen: Sogar tatsächlich mehr als das, was häufig gesagt wird, der Abrieb von Kunststoffverpackungen.
Alina Majcen: Viele Menschen sagen, ja dann darf man halt die Flasche nicht mehr in die Wiese werfen.
Alina Majcen: Das ist zwar auch relevant, das ist auf Platz 8 der meisten Mikroplastikquellen,
Alina Majcen: aber die Schuhsohlen sind tatsächlich nochmal relevanter.
Martin Puntigam: Also man soll jetzt dann trotzdem die Plastikflaschen nicht in die Wiese werfen.
Martin Puntigam: Und es hat natürlich einen Sinn, dass die Verschlusskappen mittlerweile nicht
Martin Puntigam: mehr in der Gegend herumfliegen.
Martin Puntigam: Offensichtlich war das an Stränden ein Riesenproblem, dass die Verschlusskappen
Martin Puntigam: dort einen Großteil des Mülls begonnen haben auszumachen.
Martin Puntigam: Aber gehen müssen die Menschen ja. Man kann natürlich andere Arten von Schuhen
Martin Puntigam: wiederherstellen, die weniger Kunststoff in der Sohle haben und im Verbundmaterial,
Martin Puntigam: dann gibt es weniger Mikroplastik. Aber...
Martin Puntigam: Wenn man diskutieren möchte, dass man es einschränkt und der Straßenverkehr
Martin Puntigam: ist so mit großem Abstand der Hauptproduzent, nämlich der Reifenabrieb,
Martin Puntigam: die Fahrbahnen, die Fahrbahnmarkierungen und der Bremsbelag ist,
Martin Puntigam: glaube ich, auch nicht ganz unrelevant.
Martin Puntigam: Jetzt ist ja schon, wenn es um Klimaschutz geht, der Straßenverkehr ein großes
Martin Puntigam: Hindernis, weil viele Menschen, die für Klimaschutz irgendwie dann doch zu begeistern
Martin Puntigam: werden oder Verständnis aufbringen,
Martin Puntigam: verlieren völlig das Verständnis, wenn es darum geht, Straßenverkehr oder Mobilität einzuschränken.
Martin Puntigam: Jetzt ist das das zweite große Problem, das uns der Straßenverkehr aktuell beschert,
Martin Puntigam: weil du ja Didaktikerin bist, wie kann man das unter Umständen so kommunizieren,
Martin Puntigam: dass die Menschen sich trotzdem damit beschäftigen möchten oder mitbekommen,
Martin Puntigam: dass das nicht irgendein Problem ist, das irgendwo entsteht und nichts mit ihnen
Martin Puntigam: zu tun hat, sondern dass sie, so wie beim Stau,
Martin Puntigam: nicht das Pech haben, dass sie in den Stau fahren, der plötzlich da ist,
Martin Puntigam: weil er vom Himmel gefallen ist, sondern dass sie Teil davon sind und das mitproduzieren
Martin Puntigam: und wenn sie nicht da wären und andere nicht da wären, gibt es den Stau gar nicht.
Martin Puntigam: Gibt es da irgendwelche Ansätze oder Ideen, wie man Menschen dazu bringen kann,
Martin Puntigam: wahrzunehmen oder zu akzeptieren oder gar tätig zu werden, weil sie erkannt
Martin Puntigam: haben, das ist ein Problem, das so groß ist und sie verursachen es allein dadurch,
Martin Puntigam: selbst wenn sie das der Meinung sind, sie sind nette Menschen,
Martin Puntigam: die nachhaltig leben und Müll trennen, dass sie trotzdem zu diesem Riesenproblem
Martin Puntigam: die ganze Zeit allein durch die Art zu leben beitragen?
Alina Majcen: Ich denke, da kann man dem entgegengehen, indem man einfach das Bewusstsein
Alina Majcen: stärkt, ihnen vielleicht auch die Folgen und die Auswirkungen von Mikroplastik
Alina Majcen: aufzeigt, auch auf die Quellen hinweist.
Alina Majcen: Ich denke, dass gerade auch die Bevölkerung mit ihren Entscheidungen viel beeinflussen kann.
Alina Majcen: Wir haben das gesehen bei der Kosmetikindustrie.
Alina Majcen: Dort war vor ein paar Jahrzehnten in sehr vielen Produkten noch Mikroplastik.
Alina Majcen: Das Ganze ist medial überall publik geworden und die Bevölkerung hat sich dazu
Alina Majcen: entschieden, weniger Produkte mit Mikroplastik zu kaufen, sodass es heutzutage
Alina Majcen: quasi in fast keinen Produkten mehr festes Mikroplastik gibt.
Alina Majcen: Und ich denke, das kann man vielleicht auch nochmal erreichen,
Alina Majcen: indem man das Bewusstsein stärkt.
Alina Majcen: Nur dann braucht man natürlich auch die Alternative, die man verkünden kann.
Alina Majcen: Generell finde ich es aber schwierig,
Alina Majcen: das wieder auf die individuelle Persönlichkeit herunterzubrechen.
Alina Majcen: Sondern ich denke, dass da einfach politisch viel mehr passieren müsste und
Alina Majcen: man das nicht wieder auf ein Individuum ablagern sollte.
Martin Puntigam: Also die Kosmetikartikel sind ein klassisches Problem, angesprochen mit Glitzer.
Martin Puntigam: Dann schminkt man sie und dann glitzert man halt ein bisschen.
Martin Puntigam: Aber im Vergleich zur Großproduktion von Kunststoff ist das natürlich vernachlässigbar.
Martin Puntigam: Und Kunststoff wächst ja auch nicht auf den Bäumen, sondern wird ja durch raffinierte
Martin Puntigam: fossile Brennstoffe hergestellt, also durch Erdöl im Wesentlichen.
Martin Puntigam: Das heißt, das ist ja eine Umweltverschmutzung von Anfang bis Ende.
Martin Puntigam: Und man weiß das auch und das ist ja eine gewaltige Menge. Vor vielen Jahren
Martin Puntigam: ist mir das erste Mal, wahrscheinlich nicht nur mir, untergekommen,
Martin Puntigam: diese Bilder von der großen Plastikinsel, die...
Martin Puntigam: In einem Ozean oder in den Ozeanen, ich glaube, es gibt mehrere von diesen Inseln
Martin Puntigam: mittlerweile herumschwimmen, die so groß sind, wie dann kann man immer irgendwelche
Martin Puntigam: Länder- und Bundesländer-Vergleiche und man kriegt die nie wieder weg, weil die so massiv sind.
Martin Puntigam: Das ist angsteinflößend, aber offensichtlich im Vergleich zu dem,
Martin Puntigam: wenn man die Menge an Mikroplastik summieren würde, wenig?
Alina Majcen: Die Menge ist natürlich riesig, unvorstellbar riesig.
Alina Majcen: Also allein letztes Jahr wurden vier bis fünfhundert Millionen Tonnen Plastik hergestellt.
Alina Majcen: Ich habe irgendwo gelesen, das ist fast so viel, wie wir alle Menschen zusammen wiegen.
Alina Majcen: Und rund ein Drittel, schätzt man, gelangt davon eben in die Umwelt.
Alina Majcen: Unter anderem dann in die Meere, wo dann eben diese Strudel entstehen.
Alina Majcen: Fünf große sind ja jetzt auch schon oft beschrieben und medial auch gut sichtbar.
Alina Majcen: Was oft nicht erwähnt wird, ist dass zum Beispiel im Mittelmeer die Mikroplastikkonzentration
Alina Majcen: deutlich höher ist. Man sieht halt diese kleinen Partikel nicht aufgrund ihrer Größe.
Alina Majcen: Das macht das Ganze eben nicht zu so einem offensichtlichen Problem wie diese
Alina Majcen: Müllstrudel, die natürlich auch bombastische Bilder, die medial sehr wirksam sind, ermöglichen.
Alina Majcen: Das Problem ist aber eigentlich viel größer.
Martin Puntigam: Also die Müllstrudel sind quasi die Pandabären des Plastikproblems und wenn
Martin Puntigam: es Startups gibt, wenn es Initiativen gibt, dass man Plastik wieder aus dem
Martin Puntigam: Meer holt, dann kriegen die auch oft mediale Aufmerksamkeit,
Martin Puntigam: was zudeckt, dass auf der anderen Seite eben politische Abkommen sind.
Martin Puntigam: Sie konsequent misslingern, was wiederum, wenn man sagt, sie misslingern,
Martin Puntigam: zudeckt, dass es Menschen und Firmen gibt, die ein großes Interesse haben zu
Martin Puntigam: verhindern, dass es ein sogenanntes Plastikabkommen gibt,
Martin Puntigam: dass nämlich weniger Plastik produziert wird und nicht, dass es besser verwertet
Martin Puntigam: wird und gesammelt wird, sondern dass man es überhaupt nicht herstellt,
Martin Puntigam: weil dann hat man die Probleme auch nicht, weil was es nicht gibt,
Martin Puntigam: braucht man nicht wegräumen und damit muss man sich nicht auseinandersetzen.
Martin Puntigam: Aber ein sogenanntes Plastikabkommen, dass man aufhört, Plastik zu produzieren,
Martin Puntigam: weil es viel zu viel davon gibt, das kommt nicht zustande und das scheitert jedes Mal krachend.
Martin Puntigam: Woran liegt denn das im Detail?
Alina Majcen: Meines Erachtens nach ist, glaube ich, die Lobbyarbeit der Plastikkonzerne einfach
Alina Majcen: sehr, sehr gut aufgestellt.
Alina Majcen: Also jeder der großen Konzerne besitzt mehrere eigene Lobbygruppen,
Alina Majcen: Die dann eben auch bei diesen gesetzlichen Regelungen mit hineinreden und natürlich
Alina Majcen: auch ihre Interessen vertreten.
Alina Majcen: Die sind sehr stark. Für mich ein ganz skurriles Beispiel ist die USA.
Alina Majcen: Dort wurde in Kalifornien und in Hawaii Plastiktüten verboten.
Alina Majcen: Das hat natürlich dort die Plastikkonzerne nicht sehr gefreut.
Alina Majcen: Die Lobby hat eingeschritten und mittlerweile ist in zehn Staaten das verboten,
Alina Majcen: Plastiktüten zu verbieten, damit das eben nicht noch weiter Überhand nimmt.
Alina Majcen: Und ich glaube, da ist einfach sehr viel Lobbyarbeit dahinter.
Alina Majcen: Dasselbe hat man jetzt auch gesehen.
Martin Puntigam: Also das liegt jetzt an dieser sehr schlechten US-Administration oder das hat
Martin Puntigam: schon eine längere Geschichte?
Alina Majcen: Das hat auf jeden Fall eine längere Geschichte. Die spielen da schon sehr,
Alina Majcen: sehr lange mit hier rein.
Alina Majcen: Und die haben auch von Anfang an alle gemeinsam dieselbe Strategie.
Alina Majcen: Ich glaube, das ist auch ein großer Pluspunkt dieser Lobbygruppen,
Alina Majcen: dass das Plastik ja nicht das
Alina Majcen: Problem ist, sondern das Individuum ist das Problem, das nicht recycelt.
Alina Majcen: Und würde das Individuum gut den Müll wieder trennen und wegwerfen,
Alina Majcen: wie es sich gehört, dann könnte man ja alles recyceln und das Problem wäre gelöst.
Alina Majcen: Und ganz ähnliches hatten wir jetzt auch wieder in Genf, wo dieses Plastikabkommen
Alina Majcen: gescheitert ist, vor allem durch eben die erdölexportierenden Staaten wie die
Alina Majcen: arabischen Staaten, aber auch die USA,
Alina Majcen: die eben dann gesagt haben, naja, wir brauchen eigentlich keine Beschränkung
Alina Majcen: der Produktion, sondern wir müssen halt besser Müll entsorgen und damit löst sich alles.
Martin Puntigam: Aber wenn man ja weiß, und du hast das ja schon erzählt, also man kann Dinge
Martin Puntigam: wegschmeißen in den Mistkübel.
Martin Puntigam: Es gibt in Städten wie Graz und Wien Mistkübel mit mehr oder weniger originellen Aufschriften.
Martin Puntigam: Dann entsorgt man es in den Mistkübel, dann kommt die Müllabfuhr.
Martin Puntigam: Wenn man mal zugeschaut hat, wie ein Mistkübel oder Müllcontainer entleert wird,
Martin Puntigam: dann wird das eh sachgemäß gemacht, aber trotzdem fliegt immer irgendwas in der Gegend herum.
Martin Puntigam: Nicht nur der Geruch, also alles, was man riecht, ist ja ein Molekül,
Martin Puntigam: das in die Nase kommt, die irgendeine Trägersubstanz hat, das heißt,
Martin Puntigam: da ist ja schon was unterwegs, das nicht mit der Müllabfuhr weiterfährt,
Martin Puntigam: weil es durch die Nase in meinen Körper gekommen ist.
Martin Puntigam: Und wenn ich das Riechen abkönne, ist es wahrscheinlich auch schon in der Nähe
Martin Puntigam: oder im Gehirn gelandet. Dann kommt es auf die Deponie.
Martin Puntigam: Dort wird besonders viel Mikroplastik erzeugt oder entsteht,
Martin Puntigam: dadurch, dass das dort herumliegt und den Umwelteinflüssen ausgesetzt ist.
Martin Puntigam: Wenn man das ja weiß, wie kommen die mit so einer einfachen Ausrede dann trotzdem noch durch?
Alina Majcen: Eine gute Frage.
Martin Puntigam: Wir kommen dann gleich dazu, was das in Lebewesen verursacht.
Martin Puntigam: Und zwar in Lebewesen unterschiedlicher Größenordnung, das ganz massive Auswirkungen.
Martin Puntigam: Dann ist es immer geschmäcklerisch weil die meisten Menschen sind ja dann doch
Martin Puntigam: gesund und wenn man gestorben ist viele Verstorbene sind den Menschen,
Martin Puntigam: die gerade noch Leben und Geld verdienen wollen, dann auch wieder egal im Produktionsprozess
Martin Puntigam: mit Gesundheitsargumenten,
Martin Puntigam: man oft nicht so gut weiter, weil die Leute nicht über Krankheiten reden wollen
Martin Puntigam: oder das runterspielen.
Martin Puntigam: So wie man es ja jetzt in der Klimadebatte die ganze Zeit hat,
Martin Puntigam: dass Fehlinformationen verbreitet werden und Gefahren runtergespielt werden.
Martin Puntigam: So wird das bei Mikroplastik ähnlich sein.
Martin Puntigam: Und es gibt tatsächlich ja Webseiten, offizielle Websites in Deutschland,
Martin Puntigam: ein Amt für Risikobewertung sagt, Mikroplastik ist gar nicht so ein großes Problem.
Martin Puntigam: Und wahrscheinlich, wenn man genauer reinliest, dann gibt es irgendwelche Einschränkungen
Martin Puntigam: und in dieser kleinen Sparte ist es vielleicht gar nicht so ein großes Problem,
Martin Puntigam: aber die Schlagzeile ist trotzdem, dass es kein großes Problem ist.
Martin Puntigam: Aber wenn die Firmen behaupten, dass die Menschen sammeln sollen und dann könnte
Martin Puntigam: man das alles aufbereiten, dann ist das ja nicht nur falsch,
Martin Puntigam: sondern dann müsste es ja jemand machen.
Martin Puntigam: Und selbst da gibt es ja große Hemmnisse, oder?
Alina Majcen: Ja, immer noch ist das Recycling viel teurer als Plastik neu zu produzieren
Alina Majcen: und Kosten sind natürlich für jede Firma und auch für jede Marktwirtschaft irgendwie
Alina Majcen: das Nummer eins Kriterium, nach dem gegangen wird.
Alina Majcen: Da braucht es auf jeden Fall politische Maßnahmen, die das Einführen oder Einschränken
Alina Majcen: und das Recycling stärker fördern würden und auch technologischen Fortschritt im Bereich Recycling.
Alina Majcen: Das ist nämlich relativ schwierig, der Kunststoffrecycling.
Alina Majcen: Das geht schon halbwegs gut bei unserer PET-Flasche. Viele andere Kunststoffe
Alina Majcen: lassen sich nicht so einfach recyceln.
Alina Majcen: Und da müsste es einfach politisch mehr Förderung geben und mehr Unterstützung.
Martin Puntigam: Für die Forschung? Oder die Forschung gibt es schon, dass man die skaliert und
Martin Puntigam: industriell nutzbar macht?
Alina Majcen: Ich denke beides.
Martin Puntigam: Weil es wird ja...
Martin Puntigam: Kunststoff wird ja gesammelt, der gelbe Sack ist seit vielen Jahren,
Martin Puntigam: in Deutschland ist er sogar sprichwörtlich und der jetzige US-Präsident ist
Martin Puntigam: sogar zeitlang despektierlich so genannt
Martin Puntigam: worden und es ist eigentlich eher Verharmlosung dessen, was er so macht.
Martin Puntigam: Aber da wird ganz viel gesammelt, aber nur ein kleiner Teil davon kann tatsächlich
Martin Puntigam: wieder verwertet werden und der Rest wird dann doch wieder verbrannt.
Alina Majcen: Ja, das große Problem sind oft die Verbundstoffe. Um Produkte oder Verpackungen
Alina Majcen: noch besser zu machen oder noch mehr verschiedene Eigenschaften zu ermöglichen,
Alina Majcen: werden dann verschiedene Plastiksorten miteinander verpresst.
Alina Majcen: Und dann ist das Recycling eben schwierig.
Alina Majcen: Nachdem jede Kunststoffsorte ja ihre ganz unterschiedlichen und eigenen Eigenschaften
Alina Majcen: hat, müsste auch alle Sorten reingetrennt
Alina Majcen: werden. Und das ist die größte Herausforderung, die wir gerade haben.
Martin Puntigam: Geht das schon oder ist das ein Teil der Grundlagenforschung und man ist noch längst nicht so weit?
Martin Puntigam: Das heißt, selbst das Argument, wenn alle Menschen sauber sammeln würden und
Martin Puntigam: Kunststoffabfälle dem Recycling zuführen, könnte man es ja trotzdem nicht trennen,
Martin Puntigam: weil es rein technisch noch nicht möglich ist im großen Stil?
Alina Majcen: Das kommt ganz darauf an, welche Plastiksorten wie miteinander verbunden sind.
Alina Majcen: Viel einfacher wäre es, die Produkte wieder neu zu designen,
Alina Majcen: zum Beispiel einen Joghurtbecher zu produzieren, der eben nur aus einer einzigen Plastiksorte besteht.
Alina Majcen: Und das würde natürlich das System vereinfachen, wenn man eher in dem Design
Alina Majcen: der Produkte wieder anbietet.
Martin Puntigam: Anfängt, was zu ändern. Wenn man eben beim Kunststoff bleiben möchte,
Martin Puntigam: aber es gibt natürlich auch viele Ansätze, dass man überhaupt keine Plastikverpackungen
Martin Puntigam: mehr verwendet, weil wenn man eben keine verwendet, braucht man es ja nicht
Martin Puntigam: recyceln, dann hat man keine Probleme und es entsteht kein Mikroplastik, das,
Martin Puntigam: um jetzt letztlich tatsächlich auf die gesundheitlichen Konsequenzen zu kommen,
Martin Puntigam: das ist ganz gut erforscht und das ist sehr gespenstisch.
Martin Puntigam: Ab und zu geistern da Meldungen durch die Medien, so und so viel Mikroplastik
Martin Puntigam: Die findet sie im Gehirn, glaube ich, so eine Scheckkartengrößeneinheit ist
Martin Puntigam: da einmal populär geworden in der Berichterstattung.
Martin Puntigam: Oder eben, dass die Fruchtbarkeit von jungen Männern so abnimmt,
Martin Puntigam: weil sie Mikropartikel in den Hoden wiederfinden und, und, und.
Martin Puntigam: Aber das ist ja nur der spektakulärste Teil, der sie gut publizieren lässt von
Martin Puntigam: dem, was Mikroplastik in Lebewesen macht.
Martin Puntigam: Und wir Menschen sind ja bei Weitem nicht das einzige Lebewesen, das damit Probleme hat.
Alina Majcen: Das stimmt. Das wirkt sich tatsächlich auf alle Lebewesen aus.
Alina Majcen: Vor allem im Meer hat es sehr große Auswirkungen. Wir wissen mittlerweile aber
Alina Majcen: auch an Land viele Auswirkungen und sogar Auswirkungen auf Pflanzen,
Alina Majcen: also nicht nur auf tierische Lebewesen.
Alina Majcen: Und natürlich auf uns Menschen hat es natürlich auch einige Auswirkungen.
Martin Puntigam: Welche zum Beispiel?
Alina Majcen: Bei Menschen sollte man zuerst vielleicht einmal entscheiden, um was es geht.
Alina Majcen: Wenn wir uns dieses Mikroplastikpartikel anschauen, das noch relativ groß ist,
Alina Majcen: dann können wir damit quasi eigentlich nichts anfangen.
Alina Majcen: Also nehmen wir das über die Ernährung auf, dann wird das irgendwann ein,
Alina Majcen: zwei Tage später auch wieder unseren Körper verlassen.
Martin Puntigam: Ohne dass was passiert ist. Und wenn man gerade am Klo war, Stuhlgang,
Martin Puntigam: und man würde dieses Nilrot über das Produkt drüber gießen, dann könnte man
Martin Puntigam: das fluoreszieren sehen zum Teil.
Alina Majcen: Mit viel Aufreinigung, ja. Aber ob das jemand machen möchte?
Alina Majcen: Ja, aber es wird tatsächlich in der Richtung gerade geforscht.
Alina Majcen: Das macht ein guter Freund von mir, sogar in Graz, der sich die Stuhlproben
Alina Majcen: von Menschen genauer anschaut.
Alina Majcen: Und inwieweit wir da eben Mikroplastik über die Ernährung aufnehmen.
Martin Puntigam: Und wie viel dann wieder abgeben und wie viel drinnen bleibt.
Alina Majcen: Genau. Das Aufnehmen ist schon ein bisschen schwierig, weil wir wissen natürlich
Alina Majcen: auch wenig darüber, wie viel wir über die Ernährung aufnehmen.
Alina Majcen: Gerade die Analyse ist sehr schwierig. Es geistert uns zwar immer irgendwelche
Alina Majcen: Zahlen herum, wie eben man nimmt eine Checkkarte pro Woche an Plastik auf.
Alina Majcen: Mittlerweile ist die Studie auch schon in Kritik geraten, dass die Hochrechnung
Alina Majcen: viel zu hoch geschätzt ist.
Alina Majcen: Konkrete Zahlen haben wir bis heute eigentlich nicht. Es ist aber klar,
Alina Majcen: dass es auf jeden Fall eine Menge ist.
Alina Majcen: Je nachdem, wie man eben analysiert und untersucht, welche Größen man irgendwie
Alina Majcen: noch mit einbeziehen kann, kommt man eben auf ganz unterschiedliche Mengenangaben von Mikroplastik.
Martin Puntigam: Aber es kommt in uns rein und bleibt teilweise auch in uns drinnen, solange wir leben.
Alina Majcen: Zum Teil schon, gerade die kleineren Partikel können eben aufgenommen werden,
Alina Majcen: vor allem bei Nanoplastik ist es dann das Problem und dort wissen wir mittlerweile,
Alina Majcen: dass sie in unseren Organen sind, also in der Herz, in der Niere,
Alina Majcen: Milz, Lunge, wurden überall schon Mikroplastikpartikel gefunden,
Alina Majcen: natürlich im Darm und seit neuestem ist eben auch klar, dass wir Mikroplastik im Gehirn haben.
Martin Puntigam: Aber wie kommt das dorthin? Weil es gibt ja Blut-Hirn-Schranke und da sollen
Martin Puntigam: ja Substanzen, die im Gehirn nichts verloren haben, eigentlich nicht hineinkommen.
Alina Majcen: Ja, eigentlich sollte ins Gehirn natürlich nichts, aber wir wissen,
Alina Majcen: dass die Konzentration im Gehirn weitaus größer ist als in anderen Organen.
Alina Majcen: Und es scheint so, als ob Cholesterin ein entscheidender Faktor wäre,
Alina Majcen: der wie so ein trojanisches Pferd das Mikroplastik umhüllt, umlagern kann und
Alina Majcen: dadurch eben dann das Mikroplastik ins Gehirn gelangt.
Martin Puntigam: Also das Mikroplastik ist versteckt in...
Martin Puntigam: Einer Kugel Cholesterin und das Cholesterin, das hat einen Passierschein,
Martin Puntigam: kommt am Türsteher vorbei ins Gehirn und dann kann sich das Mikroplastik oder
Martin Puntigam: das Nanoplastik im Gehirn ablagern?
Alina Majcen: Das nimmt man gerade an, aber es ist natürlich auch ganz aktuelle Forschung.
Martin Puntigam: Und das ist auch schwierig zu beforschen, weil das Gehirn nach Nanoplastik oder
Martin Puntigam: Mikroplastikpartikeln zu untersuchen, bedeutet ja in Wirklichkeit zu obduzieren, oder?
Alina Majcen: Genau, also das geht natürlich nur mit Personen, die leider verstorben sind.
Martin Puntigam: Und welche Mengen findet man da in den Gehirnen von verstorbenen Menschen?
Alina Majcen: Das ist ganz unterschiedlich. Bei einer Studie haben Sie jetzt angegeben,
Alina Majcen: durchschnittlich waren das, glaube ich, 6 Gramm pro Person.
Alina Majcen: Aber gerade bei Personen mit Alzheimer, deswegen bringt man jetzt Mikroplastik
Alina Majcen: oft mit Alzheimer auch in Verbindung, steigt das an.
Alina Majcen: Da hatten Sie sogar einen Fall mit 60 Gramm Mikroplastik im Gehirn.
Alina Majcen: Das ist aber auch nur jetzt eine Studie.
Alina Majcen: Wie viel allgemeinbar das ist? Schwierig.
Martin Puntigam: 6 Gramm, was wäre das ungefähr? als Objekt?
Alina Majcen: Ein Teelöffel voll.
Martin Puntigam: Ein Teelöffel, das heißt um das Wortspiel zu bedienen da hat man den Löffel
Martin Puntigam: abgegeben, aber hat ihn noch?
Alina Majcen: Genau das, ja.
Martin Puntigam: Das ist eine große Menge, wenn man das zusammensetzt. Das ist natürlich eine große Oberfläche.
Martin Puntigam: Was macht denn das in Menschen tatsächlich, um jetzt bei Menschen zu bleiben
Martin Puntigam: und dann wieder auf andere Lebewesen, die kleiner sind als wir,
Martin Puntigam: bis hin zu den Pflanzen zu kommen?
Martin Puntigam: Was macht das in uns Menschen, wenn sie Mikroplastikpartikel in unseren Organen anreichern?
Alina Majcen: Da haben wir auch eben wieder ganz unterschiedliche Aspekte.
Alina Majcen: Wenn wir die Partikel anschauen, die klein genug sind, können die sich zum Teil
Alina Majcen: sogar in unsere Zellmembranen einlagern.
Alina Majcen: Dort beeinflussen sie die Stabilität und das kommt häufig zu Entzündungsreaktionen.
Alina Majcen: Also da ist man sich mittlerweile relativ sicher, dass eben gerade diese Mikroplastikpartikel
Alina Majcen: Entzündungsreaktionen hervorrufen können.
Alina Majcen: Wie ich aber schon erwähnt habe, ist eigentlich das Plastik,
Alina Majcen: wenn es groß genug ist, gar nicht das Problem, weil wir können damit per se
Alina Majcen: im Körper nichts anfangen und wir können das auch nicht zerkleinern oder noch weiter aufspalten.
Alina Majcen: Vielmehr sollte man dann mit einbeziehen, dass Mikroplastik ganz spezielle Eigenschaften hat.
Alina Majcen: Oft ist oder fast alles Plastik ist sehr hydrophob, also wasserabweisend,
Alina Majcen: fettliebend. Das sind ganz andere Eigenschaften wie unsere Umwelt,
Alina Majcen: die eigentlich sehr wasserbasiert ist.
Alina Majcen: Das führt einerseits dazu, dass Mikroplastik wie so kleine Schadstoffmagnete
Alina Majcen: wirken in der Umwelt, wo eigentlich wir alles sehr wässrige Basis haben. Es sind viele Kohle.
Alina Majcen: Die eben hydrophob sind, vorhanden.
Martin Puntigam: Das heißt, das Mikroplastik sorgt dafür, dass Substanzen in der Umwelt sind,
Martin Puntigam: die eigentlich nicht gut wasserlöslich sind, sie an diese Mikropartikel anpappen
Martin Puntigam: und dann mit denen auf Reise gehen?
Alina Majcen: Ja, genau. Genauso passiert es. Und es sind viele giftige Substanzen, zum Beispiel Dioxine,
Alina Majcen: aber auch die polychlorierten Bifenyler oder die PAX, also polyzyklische aromatische
Alina Majcen: Kohlenwasserstoffe, die eben viele negative gesundheitliche Auswirkungen haben können.
Martin Puntigam: Das sind natürlich für dich alles
Martin Puntigam: als Chemikerin Wörter, mit denen du was anfangen kannst und Begriffe.
Martin Puntigam: Aber Pax, Pax ist der Sattel zwischen Steiermark und Kärnten.
Martin Puntigam: Wenn man sich nicht in Chemie gut auskennt oder Bifilene, was ist das?
Martin Puntigam: Wo kommt das her und wo kommt das hinein? Warum gibt es das in unserer Umwelt?
Alina Majcen: Das entsteht oft in der Industrie. Zum Beispiel bei unvollständigen Verbrennungen
Alina Majcen: können diese Packs freigesetzt werden und auch die polychlorierten B-Venyle
Alina Majcen: werden häufig genutzt in der Industrie,
Alina Majcen: zum Beispiel als Weichmacher, aber auch als sonstige Zusatzstoffe für Kunststoffe
Alina Majcen: in Lacken, in Dichtungen, also mehr in dem Bereich.
Martin Puntigam: Und dort haben sie natürlich auch einen Sinn oder zumindest kann man die Verwendung
Martin Puntigam: gut erklären und brauchen,
Martin Puntigam: aber in unserem Körper sollten sie nicht kommen oder an die Körper anderer Lebewesen
Martin Puntigam: und die kommen aber dadurch besser hinein, weil sie sie an diese Nano- oder
Martin Puntigam: Mikroplastikpartikel anheften können.
Alina Majcen: Ja, genau. Und im Körper haben wir natürlich auch sehr viel Wasser,
Alina Majcen: aber wir haben auch sehr viel Fett.
Alina Majcen: Und dort lösen sich diese Schadstoffe dann natürlich auch weiterhin gut und
Alina Majcen: bleiben dann auch lange im Körper und können sich zum Teil dort auch anreichern.
Martin Puntigam: Wir können dann für Enttündungen sorgen und Enttündungsprozesse sind ja,
Martin Puntigam: das war ja auch nicht immer klar, aber das weiß man jetzt dann doch schon etliche
Martin Puntigam: Jahre, nicht ganz harmlos gewesen.
Alina Majcen: Genau. Sie können da diverse Auswirkungen haben.
Alina Majcen: Nicht nur Entzündungsreaktionen, sondern auch krebserregend sind einige dieser Stoffe.
Alina Majcen: Und zusätzlich zu diesen Stoffen wird ja Plastik auch noch eigene Zusätze hinzugegeben.
Alina Majcen: Die haben ja auch noch weitere Auswirkungen. Denn teilweise sind bis zu sieben
Alina Majcen: Prozent im Plastikprodukt eigentlich Additive.
Alina Majcen: Das sind dann Weichmacher, um was elastisch zu machen oder irgendwelche Flammschutzmittel,
Alina Majcen: damit etwas geschützt ist oder irgendwelche Beschichtungen, dass man es auch
Alina Majcen: outdoor-mäßig benutzen kann.
Alina Majcen: Und diese Zusatzstoffe sind häufig auch nochmal wirksam, vor allem hormonell
Alina Majcen: wirksam und können da das ganze Hormonsystem ein bisschen durcheinander bringen.
Martin Puntigam: Und das ist natürlich, wie so oft, in der Menge unangenehm bis gefährlich.
Martin Puntigam: Also ein bisschen was davon kann der Körper wahrscheinlich ganz gut wegstecken.
Martin Puntigam: Aber eben diese Unmenge, die mittlerweile über die Erde verteilt vorkommt,
Martin Puntigam: das macht das Ganze problematisch.
Martin Puntigam: Und ein anderes Problem ist, es gibt nämlich, dass zu viele Antibiotika unterwegs sind.
Martin Puntigam: In Abwässern findet man ja viele Rückstände davon.
Martin Puntigam: Die verstehen Sie mit Nanopartikeln auch ganz hervorragend?
Alina Majcen: Eigentlich nicht, weil Antibiotika sind wasserlöslich. Da zählt eher die Verwitterung
Alina Majcen: von Mikroplastikpartikeln hinzu.
Alina Majcen: Also gerade in der Natur, vor allem in Gewässern, können sich Biofilme drumherum lagern.
Alina Majcen: Und die ermöglichen dann auch, dass eben Antibiotika oder sonstige wasserlösliche
Alina Majcen: Stoffe sich auch noch an den Partikeln bilden können.
Alina Majcen: Und da zählt natürlich vor allem
Alina Majcen: das Mikroplastik aufgrund seiner großen Oberfläche im Vergleich zur Größe.
Alina Majcen: Also dieses Verhältnis ist natürlich sehr groß und an dieser großen Oberfläche
Alina Majcen: kann sich dann eben ganz viel heften.
Martin Puntigam: Und das ist ja möglicherweise sogar...
Martin Puntigam: Ich glaube, da laufen die Forschungen möglicherweise sogar die größere Gefahr,
Martin Puntigam: nämlich dass diese Partikel so große Transportvehikel sind für alles Mögliche,
Martin Puntigam: was wir eigentlich in unserem Körper zumindest in höherer Konzentration nicht drinnen haben sollten.
Martin Puntigam: Wenn das sie in Gewässern zum Beispiel anreichert, dann werden ja viele Gewässer geklärt.
Martin Puntigam: Eigentlich könnte man das ja rausfischen wahrscheinlich. Also wenn man es anfärbeln
Martin Puntigam: kann, um es sichtbar zu machen, wird es wahrscheinlich auch möglich sein, das rauszufischen.
Martin Puntigam: Dann könnte man es ja eigentlich sachgemäß entsorgen und dann wäre ja viel Mikroplastik einfach weg.
Alina Majcen: Ja, so einfach ist es leider nicht. Gerade durch die kleine Größe können wir
Alina Majcen: die Partikel nicht einfach finden.
Alina Majcen: Und auch durch das Anfärben kann man ja nur größere Partikel sichtbar machen.
Alina Majcen: Sobald wir dann in ein kleineres Spektrum kommen, ist das mit dieser Methode
Alina Majcen: auch nicht mehr möglich.
Alina Majcen: Gerade in den Kläranlagen haben wir zwei Varianten. Entweder die Partikel sind
Alina Majcen: so klein, dass sie in den Filteranlagen nicht herausgefiltert werden können.
Alina Majcen: Das heißt, sie landen in unserem Trinkwasser oder im Fluss oder wo auch immer
Alina Majcen: das Abwasser der Kläranlage hingeht.
Alina Majcen: Und der Rest wird aufbehalten im Klärschlamm. Und dieser Klärschlamm wird dann
Alina Majcen: häufig wieder auf Böden ausgebracht.
Alina Majcen: Und dadurch gelangt dann Mikroplastik wieder in die Natur und in die Umwelt.
Martin Puntigam: Da hätten wir es eigentlich schon einmal dingfest gemacht. Und ohne Not,
Martin Puntigam: also der Klärschlamm ist natürlich ein Abfallprodukt.
Martin Puntigam: Wenn man das die ganze Zeit sammeln würde, dann würden ja riesige Gebirge entstehen irgendwann einmal.
Martin Puntigam: Aber es wird wieder aufgebracht. Also das, was man eigentlich rausfischt,
Martin Puntigam: verbreitet man dann wieder gezielt. aber halt nicht im Meer, sondern am Land.
Martin Puntigam: Und dann ist es halt irgendwo in der Erde, aber hat auch wieder gute Chancen,
Martin Puntigam: dass er sich von dort über den Wind wieder ins Meer verteilt.
Alina Majcen: Ja, natürlich ins Meer, auch über Flüsse und gerade den Regen,
Alina Majcen: über das Gewässersystem, das ja doch zusammenhängend ist.
Alina Majcen: Aber auch am Land hat es ja große Auswirkungen. Die Auswirkungen enden ja nicht im Meer.
Martin Puntigam: Zum Beispiel, welche Auswirkungen sind das?
Alina Majcen: Vor allem ändert sich die Bodendurchlässigkeit und dort haben wir viele Organismen,
Alina Majcen: die für die Fruchtbarkeit der Böden relevant sind, wie die Regenwürmer,
Alina Majcen: die dann eben diese Partikel aufnehmen und auch negativ beeinflusst werden.
Alina Majcen: Und man geht auch davon aus, dass die mikrobiologischen Organismen in den Böden
Alina Majcen: mittlerweile durch Mikroplastik beeinflusst werden.
Alina Majcen: Und in dem Moment, wo wir die Fruchtbarkeit unserer Böden verändern und negativ
Alina Majcen: beeinflussen, wirkt sich das natürlich auch auf unsere landwirtschaftliche Produktion aus.
Martin Puntigam: Man lässt sich auf die Ernährung, also wie viele Nahrungsmittel da sind oder
Martin Puntigam: die Kehrseite davon heißt Hunger.
Martin Puntigam: Und das ist natürlich ein Riesenproblem. Jetzt ist es eh schon oft zu trocken
Martin Puntigam: oder es gibt gewaltige Überschwemmungen, Extremwetterereignisse, es ist viel zu warm.
Martin Puntigam: Also es ist eh schon die Landwirtschaft unter großem Druck und jetzt kommt das
Martin Puntigam: Mikroplastik noch dazu.
Martin Puntigam: Das heißt, in Wirklichkeit gibt es ja kaum eine positive Seite,
Martin Puntigam: wenn Kunststoff einmal Mikro- oder Nanopartikel wird. Aber...
Martin Puntigam: Man findet das ja mittlerweile offensichtlich nicht nur in Menschen,
Martin Puntigam: die schon eine Zeit lang auf der Welt sind, sondern schon in welchen,
Martin Puntigam: die noch gar nicht geboren sind. Ist das tatsächlich so?
Alina Majcen: Ja, tatsächlich. Es kann mittlerweile durch die Plazenta übergehen.
Alina Majcen: Und das ist ein Punkt, der mir persönlich sehr wichtig ist, dass generell Frauen
Alina Majcen: mehr von Mikroplastik betroffen sind als Männer. Und das hat zwei große Gründe.
Alina Majcen: Das ist einerseits biologisch.
Alina Majcen: Biologisch haben Frauen einfach einen höheren Körperfettanteil im Durchschnitt.
Alina Majcen: Wir haben es ja schon gehört, die ganzen Additive, auch die hormonell wirksamen
Alina Majcen: Substanzen, die sind oft fettlöslich.
Alina Majcen: Das heißt, die lagern sich natürlich im Fettgewebe mehr ein und dadurch ist
Alina Majcen: eine Frau einfach biologisch schon mal mehr betroffen.
Martin Puntigam: Das heißt, wenn man als Mann sicher sein möchte, muss man sich mit möglichst
Martin Puntigam: vielen Frauen umgeben, dann hat man einen geringeren Mikroplastikanteil im Körper.
Alina Majcen: Das funktioniert nicht. Und ein anderer großer Punkt sind immer noch irgendwo
Alina Majcen: die tatierten Geschlechterrollen.
Alina Majcen: Also wenn wir uns anschauen, wo vor allem Frauen in Entwicklungsländern nach
Alina Majcen: wie vor tätig sind, dann ist es in der Sortierung, Entsorgung und der Produktion
Alina Majcen: auch von Plastikprodukten.
Alina Majcen: Es ist immer noch die Hausarbeit und Reinigungsarbeiten.
Alina Majcen: Die Hygieneprodukte sind oftmals vernachlässigt, aber super relevant.
Alina Majcen: Sowohl in Tampons als auch in Binden befindet sich Plastik, das dann auch in
Alina Majcen: Form von Plastikpartikeln in den Körper übergehen kann.
Alina Majcen: Wir haben auch wieder diese ganzen hormonellen Zusatzstoffe,
Alina Majcen: die in diesen Produkten enthalten sein können.
Alina Majcen: Und viele Frauen arbeiten nach wie vor in der Textilindustrie und ein Großteil
Alina Majcen: unserer Kleidung ist mittlerweile aus Polyester,
Alina Majcen: also aus Kunststoff und gerade beim Nähen und Verarbeiten entstehen viele kleine
Alina Majcen: Plastikfasern und mit fehlenden Arbeitsschutzmaßnahmen werden die dann eben eingeatmet.
Alina Majcen: Und wir wissen, dass Frauen eben auch gerade in Textilfabriken häufig ein hohes
Alina Majcen: Risiko an Brustkrebs haben durch ihre Tätigkeiten,
Alina Majcen: Und wir wissen aber auch, dass Frauen gerade auch in ihrer sehr sensiblen Phase,
Alina Majcen: also während der Pubertät, aber auch während der Schwangerschaft von diesen
Alina Majcen: hormonell wirksamen Substanzen stark beeinflusst werden.
Alina Majcen: Und die können über die Plazenta dann eben auch schon auf ein Ungeborenes übergehen.
Martin Puntigam: Und dann kommt das Baby auf die Welt und hat tatsächlich schon Mikroplastik drinnen, obwohl es...
Martin Puntigam: Noch keinen einzigen Atemzug getan hat?
Alina Majcen: Ja, manchmal schon und spätestens über die Muttermilch können Partikel auch übertragen werden.
Martin Puntigam: Jetzt entstehen viele von diesen Partikeln, weil wir in einer Welt leben,
Martin Puntigam: in der Kunststoff einen hohen Stellenwert hat.
Martin Puntigam: Das hat natürlich einerseits große Vorteile. In der Intensivmedizin ist es gut,
Martin Puntigam: dass es viele Plastikgegenstände gibt, mit denen Leben gerettet werden kann.
Martin Puntigam: Gleichzeitig ist es halt ein Riesengeschäft über Erdölförderung und Weiterverarbeitung
Martin Puntigam: und deshalb ist ja auch die Lobbyarbeit
Martin Puntigam: so massiv, damit es immer mehr Kunststoff gibt und nicht weniger.
Martin Puntigam: Das sind viele Dinge, die man brauchen kann oder die man verwenden kann oder
Martin Puntigam: die man zumindest rechtfertigen kann, aber Kunststoffpartikel kommen auch dadurch
Martin Puntigam: in die Welt durch etwas, was man eigentlich ganz leicht vermeiden könnte,
Martin Puntigam: was aber eigentlich noch immer mehr oder weniger zum guten Ton gehört,
Martin Puntigam: nämlich wenn man Zigaretten raucht,
Martin Puntigam: bleiben, wenn man sie nicht filterlos raucht, Filter über und die werden noch
Martin Puntigam: immer sehr gerne auf den Boden geschmissen, ausgetreten und dann liegen gelassen.
Martin Puntigam: Das ist eine Riesenanzahl an Chickstummeln, sagt man in Österreich dazu, die anfallen.
Martin Puntigam: Und die sind in Bezug auf Mikroplastik offensichtlich auch nicht ganz unproblematisch.
Alina Majcen: Ja genau, das ist eine riesengroße Menge. Die Filter sehen zwar aus,
Alina Majcen: als ob sie aus Papier wären, sie sind aber aus Zelluloseacetan,
Alina Majcen: zwar auf Zellulosebasis, aber es ist und bleibt ein Kunststoff.
Alina Majcen: Und der zersetzt sich dann gerade mit den Umwelteinflößen in ganz viele kleine Fasern.
Alina Majcen: Und das ist dann wieder Mikroplastik.
Alina Majcen: Und wenn man sich anschaut, dass eigentlich zwei Drittel der weltweit gerauchten
Alina Majcen: Zigaretten einfach so in der Natur landen,
Alina Majcen: oft wahrscheinlich gar nicht mit bösen Absichten, sondern aus Unwissenheit heraus,
Alina Majcen: dann ist das eine immense Menge an Mikroplastik, die da auch entsteht.
Alina Majcen: Und zusammen mit den Umweltgiften, die ja diese Partikel aufnehmen können,
Alina Majcen: entsteht ja auch durch das Rauchen viele Gifte, die in diesen Filtern gespeichert
Alina Majcen: werden, dass dann Arsen drinnen, Blausäure oder auch eben Schwermetalle wie Blei entstehen.
Martin Puntigam: Die transportieren viele Giftstoffe, die dann später ins Grundwasser kommen
Martin Puntigam: können und werden selber dann unter anderem zu Mikroplastik- oder Nanoplastikpartikeln
Martin Puntigam: zersetzt und der Zigarettenstummel, von dem man denkt,
Martin Puntigam: man wirft ihn weg und dann ist er
Martin Puntigam: in ein paar Monaten weg, der kann in Wirklichkeit ein langes Leben haben.
Alina Majcen: Genau. Das ist leider oft die Unwissenheit.
Alina Majcen: Das haben wir in Kroatien oft gesehen. Da haben wir mit einigen Schülern und
Alina Majcen: Schülerinnen immer wieder den Strand gesäubert, nachdem wir uns die Felsküste
Alina Majcen: genauer angeschaut haben.
Alina Majcen: Und gerade in den touristischen Gebieten ist die Felsküste leider voll von Zigarettenstummel.
Alina Majcen: Und das konnte man wöchentlich wiederholen, weil einfach so viele Zigarettenstummel da hinzukommen.
Martin Puntigam: Jetzt sagst du, und das ist ja ähnlich wie beim Klimaschutz,
Martin Puntigam: den man ja eigentlich Schutz der Lebensgrundlagen nennen müsste,
Martin Puntigam: weil das Klima selber gibt es halt in irgendeiner Form, aber viele Lebewesen
Martin Puntigam: gibt es dann nicht mehr, wenn wir weiterhin die Erderwärmung vorantreiben.
Martin Puntigam: Wenn das ein Problem ist, das man politisch lösen muss und wenn der politische
Martin Puntigam: Lösungswille so klein ist, unter anderem aufgrund von massiver Lobbyarbeit.
Martin Puntigam: Wenn man sich das jetzt anhört, was wir besprochen haben in der letzten Stunde.
Martin Puntigam: Und man möchte was unternehmen. Gut, dann kann man nicht rauchen,
Martin Puntigam: man kann Gesetzesinitiativen versuchen zu unterstützen, die zumindest das Rauchen
Martin Puntigam: in Freibädern oder Spielplätzen, wo es ja noch immer erlaubt ist, untersagen.
Martin Puntigam: Aber was kann man denn als Mensch tatsächlich machen, wenn man gern hätte,
Martin Puntigam: dass es weniger Mikroplastik gibt, weil man das selber nicht im Körper haben
Martin Puntigam: möchte und nicht im Körper seiner Kinder oder seiner Haustiere?
Alina Majcen: Auf der individuellen Basis kann man natürlich schauen, wo kann ich Plastik
Alina Majcen: im Alltag einfach vermeiden.
Alina Majcen: Das fängt schon an, das geht in Österreich ja ganz gut, seine Lebensmittel auf
Alina Majcen: einem Bauernmarkt einzukaufen, wo man dann die Lebensmittel auch unverpackt
Alina Majcen: bekommt, also wo man einfach auf diese Plastikverpackungen verzichten kann.
Alina Majcen: Das geht, denke ich, relativ einfach.
Alina Majcen: Wenn man bedenkt, wie viel durch den Verkehr entsteht, kann man natürlich auch
Alina Majcen: dort ein bisschen schauen, ob man wirklich jede Strecke mit dem Auto zurücklegen
Alina Majcen: muss oder nicht ab und zu auch mal zu Fuß gehen kann.
Alina Majcen: Letztendlich sind das aber nur sehr, sehr kleine Auswirkungen, die wir haben.
Alina Majcen: Ich denke, da müssen wir eigentlich mehr auf gesellschaftliche Veränderungen
Alina Majcen: hinarbeiten und die gehen einfach nur über einen politischen Weg.
Alina Majcen: Und da müssen wir einfach mehr, vielleicht auch bei der nächsten Wahl bedenken,
Alina Majcen: dass dieses Thema relevant ist und sich vielleicht dafür einsetzen,
Alina Majcen: dass auch die Hersteller eine gewisse Verantwortung übernehmen.
Alina Majcen: Weil bisher können viele Plastikkonzerne und Plastikherstellende Firmen tun
Alina Majcen: und lassen, was sie möchten und vielleicht wird so eine Herstellerverantwortung da etwas bewirken.
Martin Puntigam: Jetzt haben wir viel darüber geredet, wie Mikroplastik hergestellt wird,
Martin Puntigam: wie es in der Welt verteilt, wie es in den Lebewesen verteilt wird.
Martin Puntigam: Selbst in Pflanzen zu finden ist und was das alles für Auswirkungen haben kann.
Martin Puntigam: Aber nicht nur bei Blödmännern und Frauen kommt das Argument,
Martin Puntigam: dass das zwar alles sein kann, aber wir wissen es nicht genau.
Martin Puntigam: Wo kommt denn dieser Einwand her?
Alina Majcen: Wir haben natürlich keine Referenzprobe. Nachdem mittlerweile Mikroplastik überall
Alina Majcen: verteilt ist, ist es auch überall bei uns im Körper und in jedem drinnen.
Alina Majcen: Wir haben also keine Person auf dieser Welt mehr, die kein Mikroplastik in sich
Alina Majcen: trägt und wir können Gott sei Dank nicht Personen in einen sterilen Raum geben
Alina Majcen: und dort aufwachsen lassen, um irgendwie eine Kontrollgruppe zu haben.
Martin Puntigam: Es gibt nur Menschen mit Mikroplastik im Körper und wenn man es sich leicht
Martin Puntigam: machen möchte, dann sagt man, das kommt gar nicht daher, weil es eh alle haben,
Martin Puntigam: sondern das hat andere Ursachen.
Alina Majcen: Man könnte es, man kann es natürlich nicht darauf zurückvollziehen, ob wirklich ADHS,
Alina Majcen: Fettleibigkeit und Unfruchtbarkeit durch Mikroplastik und die Zusatzstoffe entsteht
Alina Majcen: oder weil wir zu viel Zucker konsumieren oder uns zu wenig bewegen und zu viel sitzen.
Alina Majcen: Wir haben natürlich Studien an Mäusen, wo wir das ganz gut nachvollziehen können.
Alina Majcen: Wir haben auch schon die ein oder anderen Erkenntnisse mit Geweben des Menschen,
Alina Majcen: wo wir das nachvollziehen können.
Alina Majcen: Aber an den Personen direkt können wir Gott sei Dank noch keine Versuche machen.
Martin Puntigam: Aber selbst wenn Mikroplastik- oder Nanoplastikteilchen nicht die Hauptursache
Martin Puntigam: von Krankheiten sind, die möglicherweise sogar das Leben beenden können,
Martin Puntigam: dann sind sie zumindest Teil von diesen vielen, vielen Umweltbelastungen,
Martin Puntigam: die mittlerweile auf uns Menschen einprasseln.
Martin Puntigam: Und je weniger Irritationen wir haben, je weniger Möglichkeiten wir haben,
Martin Puntigam: krank zu werden, desto besser ist es natürlich für uns.
Alina Majcen: Ja, natürlich. Und Mikroplastik wird die nächsten Jahre nur noch mehr werden.
Alina Majcen: Also sollten wir schauen, wie wir das vielleicht für die Zukunft verändern können.
Martin Puntigam : So, vom Mikroplastik zu den Makromitteilungen.
Martin Puntigam : Eine ganz aktuell, der Auftritt im Musikclub Lennbach.
Martin Puntigam : Anfang November hat krankheitsbedingt verschoben werden müssen, wird am 29.
Martin Puntigam : November eben da nachgeholt. Da kann man also gleich nach der Adventkran 2 mit
Martin Puntigam : uns Weltuntergang feiern.
Martin Puntigam : Advent, das heißt vor allem auch, das Jahr neigt sich, was wiederum heißt,
Martin Puntigam : Bauernsilvester steht vor der Tür mit Ruth Grützbach, auch Florian Freisteter und mir.
Martin Puntigam : Traditionell in Graz, Linz und Wien. Wir beginnen in Graz am 27.
Martin Puntigam : Dezember in der Listhalle, setzen am 29. im Arbeiterkammer Saal in Linz fort, um am 30.
Martin Puntigam : Dezember im Stadtsaal Wien abzuschließen. Denn am 31.
Martin Puntigam : Dezember ist das ganze Jahr zu Ende und wir beginnen in Graz am 27.
Martin Puntigam : Wir beenden es wie immer naturwissenschaftlich mit einem Jahresrückblick mit
Martin Puntigam : Dezember in der Listhalle.
Martin Puntigam : Unserer Silvester-Show.
Martin Puntigam : Martin Moder, Florian Freistetter und ich kehren das Jahr hinaus,
Martin Puntigam : diesmal zweimal im Schauspielhaus Wien um 16 Uhr und um 19 Uhr.
Martin Puntigam : Dann ist 2025 vorbei und 2026 beginnt davor, aber und zwar noch diese Woche.
Martin Puntigam : Für alle, die den Podcast dann hören, wenn er erscheint, sind Florian Freistetter
Martin Puntigam : und ich mit unserem neuen Buch am 12.
Martin Puntigam : November auf der Buchmesse in Wien zu sehen, ab 20.15 Uhr.
Martin Puntigam : Und am 21. November sind wir beide in Linz im Zirkus des Wissens zu sehen mit
Martin Puntigam : einem Spezialabend zum Jahr der Quantenphysik.
Martin Puntigam : Ebenfalls diese Woche, nämlich Donnerstag und Freitag, den 13.
Martin Puntigam : Und 14. November, spiele ich einmal allein.
Martin Puntigam : Deshalb ist es auch ein Soloprogramm namens Glückskatze und zwar im Kabarett
Martin Puntigam : Niedermeier. Mit unserer neuen Show Weltuntergang für Fortgeschrittene sind
Martin Puntigam : wir natürlich auch unterwegs.
Martin Puntigam : Martin Moda, Florian Freistetter und ich etwa am 20.
Martin Puntigam : November in der Bühne im Hof in St. Pölten oder am 28. November in der AG Kultur.
Martin Puntigam : Beide Termine sind schon ausverkauft, aber wir kommen erstens jeweils wieder
Martin Puntigam : und treten dazwischen zweitens auch noch laufend wo auf.
Martin Puntigam : Etwa im März 2026 in Deutschland, am 23.
Martin Puntigam : In den Wühlmäusen in Berlin, am 26.
Martin Puntigam : Im Filmtheater Schauburg, Dresden am 27.
Martin Puntigam : März 2026 im Kupfersaal in Leipzig und am 28.
Martin Puntigam : Dritten in der Puffbohne in Erfurt. Am Ende der Show gibt es keine Puffbohnen
Martin Puntigam : zu kosten, aber Bananenbrot,
Martin Puntigam : aromatisiert mit dem Weltuntergang, frisch gebacken von Florian Freisteter und
Martin Puntigam : dazu gibt es auch zwei wunderbare Science Busters Schokoladen,
Martin Puntigam : der Firma Zotter Big Rip und Big Crunch, die nach dem Ende des Universums schmecken.
Martin Puntigam : Alle Termine und Infos unter sciencebusters.at slash Termine.
Martin Puntigam : Unser neues Buch haben wir natürlich auch immer mit dabei.
Martin Puntigam : Aus, die Wissenschaft vom Ende erschienen im Hansa Verlag, das Hörbuch gelesen,
Martin Puntigam : von niemand geringerem als Ralf Kaspers ist im Hörverlag herausgekommen.
Martin Puntigam : Science Busters for Kids, unsere Show für Jung und Alt spielen Martin,
Martin Puntigam : Moda und ich auch weiterhin und zwischendurch, so viel Zeit muss sein,
Martin Puntigam : aber da muss man in der Regel schnell sein mit dem Karten reservieren. 15.11.
Martin Puntigam : Im Stadtsaal Wien ist etwas schon ausverkauft. Am 30.12.
Martin Puntigam : Gibt es noch ein paar Karten. Am 3.
Martin Puntigam : März im Stadtsaal Wien gibt es noch mehrere Karten.
Martin Puntigam : Davor sind wir am 15.1. im Posthof Linz. Am 25.1. im Orpheum Wien. Am 21.
Martin Puntigam : Februar in der VHS-Kulturgarage Seestadt Wien. Am 22.
Martin Puntigam : In der Kulisse Wien. Am 20.3. in Bruno im Brunn am Gebirge. und am 9.4.
Martin Puntigam : In Weidhofen an der Ips und neu dazugekommen 10.4.
Martin Puntigam : Helmut-Listhalle in Graz, wo wir am Abend auch den Weltuntergang aufführen werden.
Martin Puntigam : Florian Freistetter ist ebenso solo unterwegs mit Sternengeschichten live.
Martin Puntigam : 2026 geht es in den Norden und Osten von Deutschland, erstmals auch in Österreich.
Martin Puntigam : Premiere ist am 29. Jena in der Kulisse Wien und dann Salzburg,
Martin Puntigam : Linz, Wörgl und Oberwaltesdorf.
Martin Puntigam : Alle Infos zu allen genannten Terminen und mehr,
Martin Puntigam : zum Beispiel das Rezept fürs Bananenbrot oder die Links zum Online-Shop von
Martin Puntigam : Zotter und die Universums-Endschokolade zu erschwingen unter sciencebusters.at slash Termine,
Martin Puntigam : unter sternengeschichten.live oder unter puntigam.at.
Martin Puntigam: Danke an die TU Wien und die Uni Graz, die die Produktion des Podcasts unterstützen.
Martin Puntigam: Danke an Alina Meizen für die Auskünfte rund um Nano und Mikroplastik.
Martin Puntigam: Danke fürs Zuhören, Downloaden, Streamen, Abonnieren, Bewerten,
Martin Puntigam: Empfehlen, Zerkleinern, Entsorgen, Nicht Anreichern, Nilrot färben,
Martin Puntigam: fluoreszieren lassen und dass man sonst noch alles mit einem Podcast anstellen kann und möchte.
Martin Puntigam: Bis zum nächsten Mal. Tschüss und habe die Ehre.
Alina Majcen: Für die.