Science Busters Podcast

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Wer nichts weiß, muss alles glauben.

Transkript

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00:00:00: Ausgabe 92 des Science Busters Podcasts und am 11.11.

00:00:03: War es wieder soweit. Menschen versammeln sich, um in lockere Atmosphäre eigentümlich

00:00:09: gewandet alberne Sachen zu machen, für die sie, wenn es schief geht.

00:00:13: Keine Verantwortung danach übernehmen wollen.

00:00:16: Mit anderen Worten, die Klimakonferenz COP29 in Baku war eröffnet.

00:00:21: Mittlerweile ist sie vorbei und das Ergebnis ist leider ziemlich genauso wie

00:00:25: erwartet. Bevor deshalb in Kürze wieder die Saison der Jahresrückblicke beginnt,

00:00:29: schauen wir in Ausgabe 92 schon einmal zurück an den Beginn des Jahres.

00:00:34: Am 15. Jänner haben Florian Freistetter, Thomas Brudermann und ich in FragDesignsBusters

00:00:39: live alles rund ums Klima auf Radio FM4 anhand des Global Tipping Points Reports

00:00:46: unter anderem besprochen, wie verheerend es wäre,

00:00:49: wenn wir nicht umgehend und schnell reagieren würden.

00:00:52: Mit wirkungsvollen Sofortmaßnahmen gegen die Klimakatastrophe.

00:00:56: Und bekanntlich ist es dann nicht nur das heißeste Jahr seit Aufzeichnungsbeginn geworden,

00:01:02: sondern Wahlgänge auf der ganzen Welt haben teilweise abenteuerlich inkompetentes

00:01:06: Personal auf Regierungsbänke gespült, das für den Klimaschutz nichts Gutes erwarten lässt.

00:01:12: In der letzten Ausgabe, Ausgabe 91, habe ich mich mit Florian Freistetter auf

00:01:17: die Suche nach Planet X begeben und unter anderem besprochen,

00:01:20: warum Wilhelm Herschel mehr gesehen hat als andere,

00:01:23: weshalb sich Uranus ab 1781 nicht mehr vor uns verstecken konnte,

00:01:27: wie Himmelsmechaniker zu einer Sternstunde kommen, wieso Neptun entdeckt wurde,

00:01:32: wofür X bei Planet X steht, was Pluto den Marskanälen zu verdanken hatte,

00:01:37: warum es sich bei einer Precovery handelt, ob es schwer ist,

00:01:40: einen Stern zu entdecken.

00:01:42: Wo man Planet 9 Hinterhofwelten findet, was Johann Gottfried Galle und Helmi

00:01:47: gemeinsam haben und warum Ruth Grützbauch

00:01:50: bei der Suche nach Planet X wahrscheinlich auch keine Hilfe wäre.

00:01:53: Produziert wird der Podcast wie immer mit Unterstützung der Uni Graz und der

00:01:56: TU Wien und jetzt geht's rein ins Vergnügen, indem wir uns auch noch anschauen,

00:02:00: warum Overshoot nicht der Titel eines lange verschollen geglaubten Karl-Mai-Romans ist.

00:02:28: FM4 Podcast, FM4 Science Busters, Martin Puntigam, sein Wissenschaftsteam und Deine Fragen.

00:02:40: Herzlich willkommen zu Ausgabe 32 von Frag des Science Busters am 15.

00:02:45: Jänner 2024. Das heißt, ein neues Jahr ist angebrochen und mittlerweile ist

00:02:50: es offiziell, was schon lange vermutet worden ist. 2023 war das heißeste Jahr,

00:02:56: seit es Messaufzeichnungen gibt.

00:02:57: Das ist die gute Nachricht. Die schlechte lautet, am Ende des 21.

00:03:02: Jahrhunderts wird 2023 wahrscheinlich eines der kühlsten Jahre gewesen sein.

00:03:05: Auch darum wird es in der kommenden Stunde gehen, wenn wir unter anderem beantworten.

00:03:09: Müssen Klimaaktivistinnen und Aktivisten jetzt den Traktorführerschein machen,

00:03:14: soll sich Österreich für die Austragung der Klimakonferenz COP32 bewerben und

00:03:19: kommt das Wiener Schnitzel demnächst auf die rote Liste.

00:03:23: Line-up der Sendung mit mir im Studio am Königberg, Florian Freistädter,

00:03:27: Astronom. Hallo. Hallo.

00:03:28: Und zum bereits dritten Mal bei uns, Thomas Brudermann, Psychologe und Professor

00:03:32: für Innovations- und Nachhaltigkeitsforschung an der Uni Graz. Hallo. Hallo.

00:03:37: Rustikaler Produzent der Sendung, Rainer

00:03:39: Springer-Schmidt am Telefon mit Führerscheinklasse F, Michael Fiedler.

00:03:44: Die Telefonnummer, unter der er zu erreichen ist 0800 226 996.

00:03:49: Wir starten mit Musik und dann klären wir die Frage Kippen oder Punkten.

00:03:53: Fragt die Science Busters.

00:03:55: Alles rund ums Klima. 0800 226 996.

00:04:01: Beziehungsweise hat uns der Oskar eine Frage geschickt, eine Sprachnachricht,

00:04:06: die wir gerne einspielen. Danke Oskar.

00:04:08: Hallo liebes FM4-Team, hallo liebe Science Busters.

00:04:12: Mich würde interessieren, ob die Temperaturrekorde aus dem Jahr 2023.

00:04:17: Die ja teilweise ein Vielfaches der Standardabweichung überschritten haben,

00:04:22: ein Zeichen für ein Eintritten des Klimakollaps darstellen.

00:04:27: Danke vielmals und das führt uns gleich direkt zu den Kipppunkten.

00:04:30: Wir haben einem der Themen der heutigen Sendung oder Kippflächen oder Kippzeiträume,

00:04:34: wie man auch dazu sagen kann oder sollte, wie wir in Ausgabe 29 mit Rainer Steuer

00:04:38: und Markus Watzack ausführlich besprochen haben. Das sind ja Landmarken auf

00:04:42: dem Weg in die Klimakatastrophe.

00:04:44: Ein paar sind bekannt, da gibt es aber viele davon.

00:04:47: Um Sie ein bisschen Überblick zu verschaffen, ist Ende letzten Jahres am Nikolaustag

00:04:51: als Überraschung der Global Tipping Points Report erschienen.

00:04:56: Florian Falsch, globale Kipppunkte sind die besser als lokale Kipppunkte?

00:05:00: Naja, wenn was kippt, ist es auf keinen Fall gut beim Klima.

00:05:04: Und die Temperaturrekorde, die wir immer haben, obwohl Rekorde eigentlich ein

00:05:07: blödes Wort ist, weil ein Rekord ist ja immer etwas, was man gerne übertreffen

00:05:10: will, was wir hier nicht sollten.

00:05:12: Also man sollte eher vermeiden, von Rekorden zu sprechen, aber die zeigen schon,

00:05:17: dass mit dem Klima sich jetzt langsam wirklich dramatisch was ändert.

00:05:21: Das ist nicht normal, was da 2023 stattgefunden hat.

00:05:25: Und die Kipppunkte sind eben genau das Problem, weil die führen dazu,

00:05:29: dass sich das ganze Klimasystem deutlich schneller ändern könnte und vor allem

00:05:35: auf eine Art ändern könnte, die nicht mehr rückgängig gemacht werden kann.

00:05:38: Und da ist es dann eigentlich fast egal, ob das jetzt lokal ist oder global,

00:05:42: weil wenn lokal ein Gletscher kippt und verschwindet, dann ist er lokal genauso

00:05:47: weg, wie wenn global eine Meereströmung sich ändert, dann ist er halt global nicht mehr da.

00:05:51: Also wenn was kippt, dann ist es nicht gut und vor allem, das steht auch in

00:05:55: dem Report drinnen, können diese Kipppunkte sich auch gegenseitig beeinflussen.

00:05:59: Das heißt, es kann sowas stattfinden, was mit dem schönen Wort kippt.

00:06:04: Kipppunktkaskade bezeichnet wird. Also ein Kipppunkt kann einen anderen auslösen.

00:06:08: Also ein hochfestes Konsonanten K.

00:06:10: Ja, wenn man so möchte. Und je wärmer es wird, je weiter die Temperatur ansteigt,

00:06:16: jedes Zehntelgrad erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass so ein Kipppunkt ausgelöst wird.

00:06:20: Und einige dieser Kipppunkte sind vermutlich schon ausgelöst oder kurz davor

00:06:25: ausgelöst zu werden. Das war auch eines der Ergebnisse aus diesem Bericht.

00:06:28: Das ist ja das Irritierende. Wenn es Kipppunkte sind, dann müsste man ja eigentlich

00:06:32: bei Definition wissen, wenn sie gekippt sind, wenn sie ausgelöst sind,

00:06:35: aber es ist ja allmählich ein Prozess, oder?

00:06:38: Naja, allmählich ist auch irreführend. Also das mit den Kipppunkten und Kippsystemen

00:06:42: ist ein bisschen kompliziert, da müssen wir jetzt nicht so sehr ins semantische Detail gehen.

00:06:45: Also es gibt Systeme, die kippen können und die Punkte sind halt die,

00:06:49: wo es dann halt passiert in diesem System.

00:06:51: Aber das klassische Beispiel wäre halt das Abschmelzen des Grönland-Eises,

00:06:55: das Abschmelzen des Eises in der Antarktis.

00:06:57: Das kann passieren, das wird passieren, Das passiert vergleichsweise schnell

00:07:03: und wenn es einmal angefangen hat, dann ist das so ein positives Feedback,

00:07:07: dass es von selbst immer weiter geht und immer schlimmer wird.

00:07:09: Und wenn mal so ein Eisschild in der Antarktis oder Arktis weg ist,

00:07:13: dann dauert es Jahrtausende, Jahrzehntausende, bis es wieder da ist.

00:07:17: Und da nutzt es auch nichts, wenn wir die Temperatur bis dahin wieder gesenkt haben.

00:07:20: Es dauert trotzdem noch so lange. Und das ist das Problem, dass die Änderungen,

00:07:24: die durch sein Kippsystem verursacht werden, im globalen Klimasystem nicht mehr

00:07:29: rückgängig zu machen sind.

00:07:30: Also es ist nicht so wie beim Trinkspiel, wo man immer betrunkener wird,

00:07:33: aber dann schläft man sich den Rausch aus und am nächsten Tag ist man wieder

00:07:35: nüchtern und alles ist nahezu wie vorher, sondern es ist eher so.

00:07:39: Wie wenn während des Trinkspiels das Glas oder die Flasche auf den Boden fällt.

00:07:44: Die kann man nie wieder so aufheben, wie sie vorher war, bevor sie runtergefallen

00:07:47: ist. Das kann man normalerweise nicht, nein.

00:07:49: Und das ist das große Problem, dass es dann so bleibt und dass das dann kaputt

00:07:53: ist und dann bei aller Ingenieurstechnik kann man das nicht wiederherstellen.

00:07:57: Genau, es geht ja nicht nur um Kipppunkte, was Meeresströmungen oder Eis angeht,

00:08:01: sondern Biodiversität ist ja auch sowas.

00:08:03: Wenn die Klimakrise dazu führt, und das tut sie, dass bestimmte Arten aussterben,

00:08:07: und dann sterben die aus, dann bleiben die ausgestorben, auch wenn die Temperatur

00:08:11: wieder sinken sollte irgendwann in Jahrzehnten, Jahrhunderten.

00:08:14: Die bleiben trotzdem ausgestorben, also die kriegen wir auch nicht mehr zurück.

00:08:17: Es ist natürlich etwas, das uns emotional schon ein bisschen überfordert,

00:08:19: wenn wir solche Nachrichten wahrnehmen.

00:08:23: Also Kipppunkte, das ist negativ besetzt, das.

00:08:27: Ruft bei uns negative Emotionen hervor. Das ist aber nicht unbedingt das,

00:08:30: was wir dann brauchen, um auch wirklich handlungsfähig zu bleiben.

00:08:34: Also da müssen wir wirklich schauen, wie findet man jetzt einen Umgang mit diesen

00:08:37: Nachrichten, die dort täglich auf uns reinprasseln.

00:08:41: A, beliebte Variante ist das Ganze einfach zu verdrängen und sein zu lassen.

00:08:45: Hilft auch nicht wirklich. Also irgendwie müssen wir schauen,

00:08:48: dass wir halt einen konstruktiven Umgang finden.

00:08:50: Und auch, so schlimm es auch klingt, vielleicht uns im Bewusstsein halten,

00:08:55: Ja, es mag für gewisse Dinge dann zu spät sein. Es ist aber nicht so,

00:08:58: dass man jetzt deswegen nichts mehr tun bräuchte.

00:09:01: Es gibt schon auch im Klimasystem noch Dinge, für die es sich dann zu kämpfen

00:09:06: lohnt, wenn die Gletscher abgeschmolzen sind.

00:09:08: Und es gibt auch positive Kipppunkte.

00:09:11: Was wäre ein positiver Kipppunkt außerhalb des Wirtshauses jetzt?

00:09:15: Naja, wenn sich ein Prozess selbst verstärkt, der gut für uns ist.

00:09:19: Also das Energiesystem zum Beispiel ist genauso ein positiver Kipppunkt,

00:09:22: der vermutlich schon gekippt ist. Es ist jetzt mittlerweile so,

00:09:25: dass erneuerbare Energien, Solarenergie, Windenergie immer billiger werden und

00:09:28: zum Teil schon deutlich billiger sind als die fossilen Energie.

00:09:31: Das ist ein Beispiel für ein System, das ins Positive gekippt ist und da gibt

00:09:36: es auch noch mehrere davon.

00:09:37: Und da gibt es ja sogenannte soziale Kipppunkte auch. Was kann man sich darunter vorstellen?

00:09:41: Naja, da kann man sich darunter vorstellen, wie sich die Gesellschaft verhält,

00:09:44: wie sich die Gesellschaft quasi kippt ins Positive, ins Negative.

00:09:48: Wenn jetzt immer mehr Menschen auf die Straße gehen und demonstrieren für mehr

00:09:52: Klimaschutz, dann ist das etwas, was irgendwann nicht mehr ignoriert werden kann.

00:09:56: Und dann haben wir einen sozialen Kipppunkt, der uns weitergebracht hat.

00:10:00: Kann natürlich auch ins Negative gehen.

00:10:02: Dann haben wir einen negativen sozialen Kipppunkt. Und die sind übrigens in

00:10:05: diesem Bericht auch alle behandelt worden.

00:10:07: Und von denen erhofft man sich was oder das ist eher Wunschdenken?

00:10:12: Ja, man hofft sich schon was. Das ist ein bisschen ein Strohhalm der Hoffnung.

00:10:15: Es gibt ja verschiedene Kipppunkte.

00:10:19: Es gibt manche, die funktionieren schneller und manche, die wirken dann langsamer.

00:10:23: Sowas wie ein Finanzsystem kann sehr schnell kippen. Also wenn genug Investoren

00:10:27: und Investorinnen ihr Geld in erneuerbare Energien und klimafreundliche Technologien

00:10:32: stecken, dann kann das Entwicklungen beschleunigen.

00:10:34: Und auch das Divestment, also das Abziehen von Geld aus fossilen Energieträgern,

00:10:39: kann einen ähnlichen Effekt hervorrufen.

00:10:42: Man muss aber auch dazu sagen, dass diese Dinge noch nicht so gut erforscht sind.

00:10:45: Also wirklich ein Strohhalm der Hoffnung, aber immerhin kein Plastikstrohhalm,

00:10:50: sondern ein Strohstrohhalm der Hoffnung.

00:10:52: 0800 226 996 ist nach wie vor die Festnetznummer von Radio FM4 am Königlberg.

00:10:58: Wir lassen wieder musizieren und hören uns danach wieder. FM4 Science Busters

00:11:05: Live Deine Fragen Beantwortet von Martin Puntigam und seinem Wissenschaftsteam,

00:11:12: Heute bestehend aus Florian Freistädter und Thomas Brudermann,

00:11:15: die gemeinsam die Band Strohhalm der Hoffnung gegründet haben.

00:11:19: Und in der Leitung ist jetzt der Markus. Hallo Markus. Hallo.

00:11:23: Genau, zum Strohhalm der Hoffnung, das trifft sich gut. Weil wir bei den sozialen Kipppunkten sind.

00:11:28: Oder gewinnt sind gerade. Und ich denke mir, ich sehe das immer mehr,

00:11:32: dass wir vielleicht auf einen negativen sozialen Kipppunkt zusteuern.

00:11:35: Wenn man in der Politik von gewissen Parteien immer wieder hört, die Klimaterroristen.

00:11:39: Ich habe halt einfach auch so ein bisschen die Angst, beziehungsweise die Befürchtung,

00:11:43: dass wenn weiterhin die Klimabewegungen so ignoriert werden,

00:11:46: und wir haben es gesehen bei Fridays for Future, es hat relativ weggebracht

00:11:50: insgesamt, und es war eine Massenbewegung,

00:11:53: dass halt der Klimaterrorismus tatsächlich was Reales wird in der Zukunft,

00:11:58: wenn wir weiter sehen, dass die Parteien.

00:12:01: Oder dass eine der Parteien, die momentan das Land führt, einfach absolut nichts

00:12:06: weiterbringt in die Richtung, weil die Wirtschaft wichtiger ist als die Umwelt.

00:12:10: Oder das Klima. Also dann ist natürlich ein Problem, weil wenn die Leute,

00:12:14: die jetzt friedlich demonstrieren, schon Klimaterroristen, Terroristinnen sind,

00:12:17: dann fehlt das Wort, um das dann zu beschreiben. Aber das ist wahrscheinlich das kleinere Problem.

00:12:22: Gibt es dazu wissenschaftlich irgendwelche Daten? Es gibt weniger Daten,

00:12:25: weil es noch ein sehr junges Phänomen ist, dieser ganze Klimaaktivismus in der

00:12:28: Form. Aber diese Aktivismusformen tauchen auch in diesem Global Tipping Point Report auf.

00:12:33: Und da wird erwähnt, dass das durchaus einen Einfluss haben kann,

00:12:37: dass das wirklich etwas ist, Aktivismus in der Form, der dazu führen kann,

00:12:42: dass eben eine Gesellschaft ins Positive kippt und Entscheidungen getroffen werden.

00:12:45: Aber nur wenn da auch ausreichend großer Rückhalt in der Politik, in der Wirtschaft ist.

00:12:51: Und das weiß man nicht, wie sich das entwickelt hier. Aber was auf jeden Fall

00:12:55: in diesem Bericht sehr, sehr ausführlich und sehr, sehr deutlich gemacht wird, ist,

00:12:58: dass Maßnahmen, um die Kipppunkte zu verhindern oder ein zukünftigeres,

00:13:04: schlechteres Klima zu verhindern, dass die auf jeden Fall im großen Maßstab

00:13:09: von der Regierung getroffen werden müssen,

00:13:11: von den diversen Regierungseinrichtungen, Behörden und dass das schnell passieren

00:13:15: muss. Das steht genauso drin.

00:13:17: Da steht drin, Kipppunkte, soziale Kipppunkte passieren nicht von selbst.

00:13:21: Sie müssen aktiv angestoßen werden und die Zeit ist auch nicht mehr so umfangreich,

00:13:27: wie sie vielleicht sein könnte.

00:13:29: Da wird, wenn wir jetzt diese negativen Kipppunkte aus dem Klimasystem haben,

00:13:33: die Abschmelzen von Eis, Absterben von Korallen und so weiter.

00:13:37: Das sind Kipppunkte, die schon

00:13:38: jetzt sehr nah dran sind am Kippen oder vielleicht auch Kippen werden.

00:13:42: Und auch da sagt dieser Bericht, dass wir im Wesentlichen bei diesen schon fast

00:13:47: am Kippenden Systemen Entscheidungen treffen müssen bis zum Jahr 2030, sonst ist es zu spät.

00:13:53: Und wenn man sich das anschaut, wir haben dieses Jahr eine Wahl in Österreich, wenn die,

00:13:58: Fünf Jahre im Amt bleiben sollte, dann ist es 2029 und dann wäre es quasi schon zu spät.

00:14:03: Also es ist wirklich etwas, was, wenn es irgendwie passieren soll bei diesen

00:14:06: sozialen Kipppunkten, in dem Kontext dann ja wirklich bald passieren sollte.

00:14:11: Jetzt ist ja ein Konzept der schwarzen Pädagogik, ich habe das jetzt oft genug

00:14:15: gesagt, jetzt reicht es mir, dann kommt mir halt einmal die Hand aus.

00:14:19: Ist sowas denkbar, wie es der Markus vermutet? Ich sehe es bei den momentanen

00:14:24: aktiven Bewegungen nicht wirklich. Also Fridays for Future, auch letzte Generation,

00:14:28: haben sich massiv pazifistischen Methoden verschrieben.

00:14:32: Also gerade letzte Generation, die nimmt sogar in Kauf, dass sie physisch attackiert

00:14:35: werden, verzichten im Gegenzug auch auf Anzeigen und wehren sich auch nicht.

00:14:39: Es passiert relativ selten, dass sich Menschen um 180 Grad ändern und deswegen

00:14:45: sehe ich auch nicht, dass die derzeitigen Akteure da jetzt sich dem Terrorismus

00:14:50: mit Gewaltanwendung verschreiben würden.

00:14:54: Dass so eine Gruppierung auftaucht, ist theoretisch möglich, das wissen wir ja nicht.

00:14:59: Wir wissen aber auch aus der Geschichte, dass pazifistische Widerstandsbewegungen

00:15:03: in der Regel erfolgreicher sind, weil sie auch mehr Menschen mitnehmen können.

00:15:08: Gerade bei den Fridays for Futures-Demonstrationen hat man das auch gesehen.

00:15:12: Also da waren Familien mit, da waren Kinder mit. Wenn man da gewalttätig wird,

00:15:16: dann verliert man diese relativ große Gruppe an Mitstreiter und Mitstreiterinnen.

00:15:20: Also die Befürchtung von Markus, dass das jetzt kippen könnte,

00:15:24: dass das ein negativer sozialer Kipppunkt ist, das ist zumindest nicht in absehbarer

00:15:29: Zeit augenscheinlich zu erwarten.

00:15:32: Ich sehe es nicht, aber Prophezeiungen sind sowieso immer schwierig.

00:15:36: Aber ich kann es für letzte Generation und für Fridays for Futures ausschließen.

00:15:39: Dass es eine neue Gruppierung gibt, das kann man natürlich nicht ausschließen.

00:15:42: Und die zu gründen hast du ja nicht vor, Markus, nehme ich an, oder?

00:15:46: Es ist zu spät. Ich habe schon zwei Kinder. Ich muss auf mich schauen und die Kinder.

00:15:53: Wieder ein weiterer Strohhalm der Hoffnung.

00:15:58: Danke vielmals für deine Frage. Schöne Grüße an die Kinder und schönen Tag noch. Danke. Tschüss.

00:16:02: 0800 226 996. Es gibt wieder Musik und dann die nächste Frage.

00:16:08: 0664 828 4444 Noch ist es ja jung, aber schon viele haben ihren ersten persönlichen

00:16:15: Kipppunkt erreicht, nämlich die Neujahrsvorsätze gebrochen.

00:16:19: Viele sparen sich das mir mittlerweile ganz, weil sie es ohne dies nicht einhalten können.

00:16:23: Aber manche lassen sich von Namen wie Dry January anstacheln oder Veganuary.

00:16:31: Thomas Brudermann aus der Sicht der Nachhaltigkeitsforschung,

00:16:34: wie sinnvoll sind denn gute Vorsätze?

00:16:37: Ja, das fragst du jetzt jemanden, der sowohl am 3. Januar als auch am Veganuary

00:16:41: gescheitert ist schon. Und wann? Am 2. schon oder schon am 1.?

00:16:45: Ja, es war dort, wo es zum veganen Rotwein an holländischen Käse gegeben hat.

00:16:49: Aber das war sehr früh im Jahr, muss ich eingestehen.

00:16:53: Aber das zeigt auch, dass wenn wir uns rein auf die Wildbauer,

00:16:56: auf den Wilden verlassen, dass es oft halt nicht reicht.

00:16:59: Ich glaube, wir müssen eher in eine Richtung denken, wo wir halt uns auch die

00:17:02: Rahmenbedingungen und Strukturen so setzen, innerhalb derer uns dann halt auch

00:17:07: ein Veganuary und ein Dry January leichter fällt.

00:17:10: Also zum Beispiel halt alles schon zu Silvester austrinken und wegessen.

00:17:15: Dann der Fallzweite ein bisschen leichter. Und vielleicht wäre als Vorsatz für 2024,

00:17:21: wenn man jetzt nicht eh schon spät dran ist, noch sinnvoll, dass man halt versucht,

00:17:24: an solchen Strukturen zu arbeiten, indem man zum Beispiel bei der Chefin einmal

00:17:28: anregt, dass man einen veganen Tag in der Kantine hat oder dass man ein Dienstfahrrad

00:17:34: zur Verfügung gestellt kriegt.

00:17:36: Das hilft tatsächlich nachweislich besser, wenn die Struktur schon da ist,

00:17:40: wenn man sich nicht selber darum kümmern muss, wenn man positiv darüber reden

00:17:44: kann mit anderen, weil es das schon gibt.

00:17:46: Das hilft allen. Also die Befreiung des Einzelnen durch die Befreiung aller,

00:17:49: das ist da auch das Konzept?

00:17:51: Ja, die Befreiung aller und die Befreiung der Rahmenbedingungen.

00:17:55: Sehr oft, also wir leben in einem fossilen System, sagt der Reinhard Steurer

00:17:58: immer, und innerhalb dieses Systems sind gewisse Dinge halt schwierig.

00:18:02: Da müssen wir schauen, wie schaffen wir es, dass die Rahmenbedingungen sich

00:18:04: so ändern, dass all diese Dinge leichter werden.

00:18:08: Das heißt, du hast ja für den Februar schon dasselbe vorgenommen oder sprichst

00:18:12: du erst einmal mit dem Rektor von der Uni Graz?

00:18:15: Ja, Februar als Fosching und ich als Kärntner kann da gar nichts versprechen.

00:18:19: Aber ja, genau an dem müssen wir arbeiten. Also wir schauen natürlich auch an

00:18:22: der Uni Graz, also wir haben Dienstfahrräder, wir haben keinen Parkplatz mehr dafür.

00:18:26: Und es gibt auch Zuschuss zum Klimaticket. Und es gibt ein paar Organisationen

00:18:30: in Österreich, die gehen noch weiter, die zählen dann das Pendeln via Öffis

00:18:34: zur Arbeitszeit dazu, zumindest anteilsweise, also so 50 Prozent.

00:18:39: Und das ist natürlich schon dann ein Anreiz, wo es dann auch leichter wird, das zu machen.

00:18:43: Das wird man ein bisschen länger braucht, wenn man halt mit dem Fahrrad anreist.

00:18:45: Also in der Stadt ist man eigentlich schneller, als wenn man mit dem Auto fährt.

00:18:49: Aber wenn man von woanders anreist, mit dem Klappfahrrad und dem Nahverkehrszug

00:18:55: nimmt, und man kriegt das als Arbeitszeit vergütet, das bringt dann Leute eher dazu, umzusteigen?

00:19:02: Ja, also wir haben noch nicht so viel belastbare Daten, aber das ist einmal

00:19:05: zumindest ein vielversprechender Zugang.

00:19:07: Was auf jeden Fall was bringt, ist, wenn man keinen Parkplatz mehr hat,

00:19:10: also da spart sich übrigens auch das Unternehmen was, da muss man ja anders irgendwie rankommen.

00:19:15: Und gerade innerhalb einer Stadt sind dann Öffis und Fahrradwege meistens gut

00:19:19: genug, dass es irgendwie funktioniert.

00:19:21: Und dann fehlt halt noch der kleine Schubser in Form eines Dienstfahrrats oder

00:19:24: zumindest ein Zuschuss zum Fahrrad und das funktioniert dann besser.

00:19:28: Wenn man das auf der private Ebene ganz runterbrechen würde,

00:19:31: innerhalb einer WG, sagen wir, da wohnen drei, vier, fünf Leute.

00:19:36: Wie wird man das schaffen, dort Anreize zu setzen oder was umzustellen,

00:19:42: was man gern umgestellt hätte?

00:19:44: Weil wenn man sich anschaut, wie schwierig es dort oft ist, die Putzpläne einzuhalten,

00:19:48: dann sind ja größere Änderungen wahrscheinlich noch schwieriger.

00:19:51: Ja, ich gebe es offen zu, an dem bin ich auch immer gescheitert in WGs.

00:19:55: Ich habe da leider kein Patentrezept.

00:19:58: Vielleicht hat ja jemand von den Zuhörern und Zuhörerinnen da eine Idee.

00:20:02: Aber das ist eher so ein popkulturelles Phänomen, dass man sich einen Monat nimmt und was vornimmt.

00:20:06: Und dann kann man halt eine Zeit lang darüber reden, dass man es sich vorgenommen

00:20:09: hat. Und dann können die meisten wahrscheinlich leider darüber reden,

00:20:12: dass sie es nicht geschafft haben.

00:20:13: Aber das ist keine sinnvolle Zielsetzung, wenn es nicht nachhaltig aufgesetzt ist.

00:20:18: Ja, also wenn man sich nur darauf verlässt, dass man es halt machen will, das reicht nicht.

00:20:21: Man muss irgendwie schauen, wie schafft man halt, die Situationen so zu gestalten,

00:20:25: dass es dann leichter geht. Sonst ist es eine zu katholische Angelegenheit,

00:20:28: immer mit Absolution, wenn das Sündigen wieder überhand genommen hat.

00:20:33: Und deshalb kann da Jena vorbeigehen und im Februar ist es noch genauso gut und im März auch.

00:20:38: Und gut wäre es, wenn man es auf die nächsten Monate und Jahre schon aufsetzen würde. Genau.

00:20:44: 0800 226 996. Es gibt wieder Musik und danach noch drei bis vier Antworten auf Fragen.

00:20:56: Alles rund ums Klima.

00:20:59: Der Johannes hat uns über Instagram eine Frage geschrieben. Und zwar,

00:21:02: welche Folgen wird die 1,5- bzw.

00:21:05: 2-Grad-Obershoot-Phase haben? Sind die Folgen quantifizierbar?

00:21:10: Es klingt natürlich für einen älteren Herren wie mich.

00:21:13: Obershoot via Sequel von Karl May ist aber wahrscheinlich was anderes.

00:21:17: Es ist was ganz anderes. Hat mit Karl May gar nichts zu tun.

00:21:20: Also Obershoot, also Überschuss nennt man das in der Klimawissenschaft.

00:21:24: Wenn wir jetzt sagen, okay, wir wollen bis Ende des Jahrhunderts,

00:21:28: dass die globale Erwärmung nicht mehr als eineinhalb Grad erreicht.

00:21:31: Das heißt, 2100 darf es nicht über eineinhalb Grad sein.

00:21:34: Aber wenn wir dazwischen vielleicht mal auf zweieinhalb Grad draufkommen und

00:21:37: dann aber wieder schnell runtergehen, dann wäre das quasi ein Erreichen des

00:21:41: eineinhalb Grad Ziels mit Overshoot, wo wir dazwischen drüber waren.

00:21:45: Das ist das, was mit Overshoot gemeint ist. Und wir wissen mittlerweile auch,

00:21:49: dass das eineinhalb Grad Ziel im Wesentlichen nicht mehr einzuhalten ist,

00:21:53: Das sagt auch der Weltklimarat, dass es quasi unvermeidlich fast schon ist,

00:21:57: dass wir das 100-Grad-Ziel irgendwann im Laufe des nächsten Jahrzehntes überschreiten.

00:22:02: Aber wir hätten eine Chance, dass wir trotzdem bis Ende des Jahrhunderts drunter kommen.

00:22:06: Problematisch ist es aber trotzdem, weil das Klima kein lineares System ist.

00:22:12: Wir haben ja schon über die Kipppunkte gesprochen.

00:22:14: Und die werden halt ausgelöst, wenn eine gewisse Temperatur überschritten wird.

00:22:18: Und Kipppunkte sind etwas, was dann nicht mit der Rückkehr gemacht wird,

00:22:21: selbst wenn wir nachher drunter kommen. Also das ist so, wie man jetzt sagt,

00:22:26: okay, nächste Woche höre ich auf zu trinken.

00:22:27: Guter Vorsatz, haben wir schon gehabt. Aber jetzt gebe ich mir noch eine Flasche Wodka auf Ex.

00:22:31: Und danach trinke ich nichts mehr. Also das kann man machen,

00:22:33: aber dann habe ich vielleicht, ja, erlebe ich ja nächste Woche nicht mehr oder

00:22:37: erlebe ich mit einem Leberschaden, der nicht mehr rückgängig zu machen ist.

00:22:39: Und so ist beim Klima auch. Also wenn wir jetzt sagen, ja, es passt eh,

00:22:42: Ende des Jahrhunderts haben wir die eineinhalb Grad, aber zwischendurch sind

00:22:45: uns halt, ja, 50 Prozent der Tiere ausgestorben, dann hilft uns das auch nicht.

00:22:49: Das heißt, idealerweise sollte man schauen, dass man immer.

00:22:53: So niedrig wie möglich bleibt mit der Temperatur. Und wenn wir diese Overshoot-Phasen

00:22:58: haben in unseren Klimaentwicklungen, dann müssen wir auch schauen,

00:23:02: wie wir da wieder runterkommen.

00:23:04: Weil es ist jetzt schon schwer genug, von dem Emissionslevel runterzukommen, den wir jetzt haben.

00:23:08: Wenn wir es jetzt noch höher treiben und dann trotzdem bis Ende des Jahrhunderts

00:23:12: runterkommen wollen, dann müssen wir halt noch schneller, noch mehr reduzieren.

00:23:16: Dann werden wir auch nicht umhinkommen, Techniken wie dieses Carbon Dioxide

00:23:20: Removal, also CO2 irgendwo aus der Luft rauszufiltern und irgendwo ungefährlich

00:23:25: zu vergraben, in großem Maßstab einzusetzen.

00:23:28: Und diese Techniken gibt es aber noch nicht in großem Maßstab.

00:23:31: Und es ist fraglich, ob es es in naher Zukunft in einem vernünftigen,

00:23:34: großen Maßstab geben wird.

00:23:35: Und wenn sie in einem großen Maßstab eingesetzt werden, dann kriegen wir wieder

00:23:38: Konflikte mit anderen Sachen, also Landnutzung, Wassernutzung und so weiter.

00:23:41: Also das wird alles sehr, sehr kompliziert. Und idealerweise sollten wir einen

00:23:45: potenziellen Overshoot so klein wie möglich halten.

00:23:48: Also es ist im Wesentlichen so, wie wenn man für die Schularbeit lernen sollte,

00:23:52: aber man verschiebt es immer und denkt sich dann zwei Tage vorher,

00:23:55: dann mache ich halt die Nächte durch, dann wird es schon irgendwie ausgehen.

00:23:58: Ja, aber tatsächlich in dem Fall zumindest alle, die auf Universitäten mal studiert

00:24:01: haben, werden nachvollziehen können, dass das ab und zu sogar funktioniert,

00:24:05: aber es ist halt nicht nachhaltig, weil meistens hat man dann zwei Tage nach

00:24:07: der Prüfung alles wieder vergessen, was man sich kurz vorher reingehaut hat.

00:24:10: Also in dem Fall ist es auch nicht nachhaltig.

00:24:11: Und beim Klima, ja, sollte man sich so nicht auf die Prüfung vorbereiten.

00:24:15: Weil kann das sein, dass dieses Oberschut, dass das die nächste Ausrede ist?

00:24:20: Wir haben ja eh noch bis Ende des Jahrhunderts Zeit und dann sind wir eh wieder

00:24:22: drunter und bis dahin können wir eigentlich eh so weitermachen wie bisher.

00:24:25: Ja, es klingt sehr verlockend, würde ich sagen, aber dann hätten wir halt jetzt

00:24:28: weghören müssen, Florian.

00:24:31: Dann schneiden wir das raus, wenn das dann in Sound, ORF Sounds nachzuhören ist.

00:24:35: Die Sendung wird jetzt rausgeschnitten, damit es eine nächste Ausrede gibt,

00:24:38: für die du ja Spezialist bist mit deinem Buch, die Kunst der Ausrede.

00:24:41: Da gibt es vielleicht ein Sequel, wenn schon der Oberschut der neuen Karl-Mai-Buch

00:24:45: ist, dann vielleicht noch die Kunst der Ausrede 2 oder die Kunst der weiteren Ausreden,

00:24:52: Oder die Ausrede 2.0, da kann man die ganzen Technologien auch schön mit reinnehmen.

00:24:56: Und wie Technologien das Klima retten, das ist ja tatsächlich eine beliebte

00:25:01: Ausrede, die aber halt oft zu kurz greift.

00:25:04: Also eh gut, dass es Technologien gibt und Entwicklung haben wir,

00:25:07: glaube ich, schon in einer der Sendung besprochen.

00:25:09: Aber zu sagen, das werden wir schon alles hinkriegen mit Technologieoffenheit,

00:25:15: das ist natürlich, was ist dann die bessere Ausrede? Oberschut oder Technologieoffenheit?

00:25:20: Ich glaube, Technologieoffenheit ist leichter zu verstehen. Man sagt,

00:25:22: wir warten jetzt und dann erfindet einer was und dann wird alles gut.

00:25:25: Ist einfacher zu verstehen als Ausrede, als wenn ich erst einmal erklären muss,

00:25:29: wie Klimaszenarien und Überschuss und so weiter alles funktioniert.

00:25:32: Also wenn, Ausreden müssen ja vermutlich auch einfach sein, dass sie gut funktionieren.

00:25:36: Und dann würde ich sagen, wir finden was und alles wird gut.

00:25:38: Das würde ich nehmen als Ausrede.

00:25:40: Dann bleiben wir bei Technologieoffenheit als Ausrede für Österreich.

00:25:44: 0800 226 996 oder 0664 828 4444.

00:25:51: Also viermal die vier am Ende, kann man sich leicht merken.

00:25:54: Es gibt wieder Musik und dann zwei Antworten noch.

00:25:58: FM4 Science Busters Live Alles rund ums Klima.

00:26:05: Ruf an oder schick uns deine Fragen über unsere FM4 Social Media Kanäle.

00:26:13: Im Kabarett, also in meinem Genre, hat es früher im 20.

00:26:16: Jahrhundert das Dreigestirn am Weg zum billigen Lacher gegeben.

00:26:20: Das war der Bundesheerwitz, der Schwiegermutterwitz und der Finanzministerwitz.

00:26:23: Das gibt es heute auch noch immer. Heute sind es andere sogenannte Witze.

00:26:27: Oft sind es gar keine Witze mehr.

00:26:29: Gendern, Klimakleber und Veganer oder Veganismus. Wenn wir bei der Ernährung

00:26:33: bleiben, weil wir schon über die gebrochenen Vorhaben, Neujahrsvorsätze gesprochen

00:26:37: haben und wie schwierig das einzuhalten ist, Untertitelung im Auftrag des ZDF, 2020,

00:26:40: ja den meisten Menschen eigentlich völlig egal sein, wie sie andere ernähren,

00:26:44: abgesehen davon, dass schon bevor es die Klimakrise gegeben hat,

00:26:47: immer wieder gesagt wurde, Fleisch essen ist nicht so viel, ist vielleicht gut.

00:26:51: Wenn man auf die Harnsäure-Werte schaut, hat man gar nicht aufs Klima schauen müssen.

00:26:54: Trotzdem ist es für so viele Menschen so wichtig, sie selber zu erhöhen über

00:27:01: die Geringschätzung anderer, indem man zum Beispiel Leute, die sie vegan ernähren, verspottet.

00:27:06: Das hat sogar einen Namen, das heißt Veganophobia.

00:27:10: Woher kommt das, dass Menschen den Drang haben, sie zu etwas zu äußern,

00:27:14: was ihnen eigentlich vollkommen wurscht sein könnte?

00:27:16: Ja, also diese Veganophobie, je nachdem, wie man es nennen will,

00:27:22: das wird beobachtet in den letzten zehn Jahren, vielleicht auch mit dem Aufkommen

00:27:25: von mehr Veganismus und Vegetarismus.

00:27:28: Und tatsächlich geht der Fleischkonsum in Österreich in den letzten zehn Jahren

00:27:31: massiv zurück, also ich glaube zehn Prozent weniger im Vergleich.

00:27:34: Auch der Anteil der vegan lebenden Menschen wird größer.

00:27:38: Aber dann ist so ein veganer Lebensstil halt für viele, die jetzt nicht vegan

00:27:44: sind, auch ein Angriff auf den eigenen Lebensstil.

00:27:48: Man hat das Gefühl, da kommen jetzt diese Leute, die sind moralisch überlegen

00:27:51: oder fühlen sich moralisch überlegen. Das ist natürlich nicht angenehm.

00:27:55: Und da wehrt man sich dann halt im wenigsten schlimmen Fall mit Witzen,

00:27:59: mit sich darüber lustig machen.

00:28:00: Es kann aber natürlich schon auch in eine andere Richtung gehen.

00:28:03: Es gibt Fälle, wo zum Beispiel in Job-Ausschreibungen explizit auch drinnen

00:28:08: gestanden ist, bitte keine Veganer.

00:28:10: Echt? Ja, also das wurde dokumentiert. Das war vor allem in Großbritannien ein Thema.

00:28:15: Und da hat es dann auch wissenschaftliche Studien zum Thema gegeben,

00:28:18: wo man gesehen hat, dass sich vegan ernährende Menschen ähnlich negativ wahrgenommen

00:28:25: werden wie andere Gruppen, die auch so marginalisiert sind.

00:28:30: Man weiß ja, dass gerade Migranten oder Homosexuelle oft mit Vorurteilen behaftet sind.

00:28:35: Und das Gleiche gilt, wenn auch in leichter, geringer Maß, auch für vegan lebende Menschen.

00:28:41: Und da sagt man denen, sie sind selber schuld, weil sie so lästig sind,

00:28:45: weil sie die ganze Zeit über Sachen reden, die niemand hören möchte?

00:28:47: Oder ist das wirklich nur, weil die Leute ein schlechtes Gewissen haben und

00:28:53: das aber nicht haben wollen und dann einen Blitzableiter suchen?

00:28:55: Ja, es wird eine Mischung aus mehreren Faktoren sein. Ein wichtiger Faktor sind

00:28:59: sicher die sozialen Normen.

00:29:01: Wir Menschen sind sehr soziale Wesen. Wir orientieren uns an dem,

00:29:04: was andere tun, was normal ist.

00:29:06: Und wenn es dann diese Abweichung gibt, die Dinge anders machen,

00:29:09: dann werden die tendenziell einmal kritisch beäugt.

00:29:12: Und was Ähnliches sehen wir halt auch bei den Entscheidungen,

00:29:14: wie man sich ernähren will.

00:29:16: Und das ist ja schwieriger, das ist ja, sie vegan zu ernähren,

00:29:21: da muss man ganz anders einkaufen, ganz anders kochen.

00:29:23: Das ist ja, wenn man abendessen schnell was anbrät und dann eine Sättigungsbeilage,

00:29:29: vielleicht ein Brot aufbäckt dazu und einen Salat kann man sehr schnell machen,

00:29:34: dann ist es abendessen schnell fertig.

00:29:36: Aber vegan so zu kochen, dass das dann wirklich gut schmeckt,

00:29:39: das ist ja ein bisschen aufwendiger, da muss man zumindest umlernen.

00:29:41: Ja, ich glaube, die Elisabeth Oberzauherr sagt das immer, die Kollegin.

00:29:45: Sie sagt also, oder jemand hat ihren, der hat gesagt, ich weiß es nicht genau,

00:29:48: aber ich habe es von ihren.

00:29:50: Und die Aussage war, ja, jeder Idiot kann sich ein Schnitzel brutzeln oder ein

00:29:53: Kotelett brutzeln, aber um ein veganes Gericht zu bereiten, muss man halt ein Künstler sein.

00:29:58: Naja, da muss ich jetzt mal kurz widersprechen, weil ich koche sehr oft und

00:30:01: sehr viel und sehr lange schon vegan und es ist eigentlich gar nicht so dramatisch

00:30:05: schwerer als anders kochen.

00:30:06: Ich glaube, es ist generell, wenn man gut kochen will, muss man sich anstrengen.

00:30:09: Wenn man einfach irgendwas kocht, dann braucht man es nicht anstrengen.

00:30:11: Also ich kann auch einfach Blech voller Pommes im Backofen schieben,

00:30:14: ist auch vegan am Ende. Das ist überhaupt kein Aufwand.

00:30:17: Und mittlerweile ist das vegane Einkaufen gar nicht mal so dramatisch schwer.

00:30:21: Also vor 20 Jahren, da war es noch ein Aufwand. Aber heutzutage geht man ins Supermarkt.

00:30:26: Und mittlerweile brauche ich nicht mal mehr in die vegane Ecke gehen.

00:30:28: Also ich muss nicht mehr ins Ghetto gehen zum Einkaufen, sondern mittlerweile

00:30:30: finde ich den veganen Käse, die vegane Wurst, da wo der normale Käse und der normale Wurst auch ist.

00:30:35: Also mittlerweile ist es deutlich einfacher. Also wer gerne jetzt doch nochmal

00:30:38: bei dem Veganuary einsteigen soll, zumindest meiner Erfahrung nach,

00:30:42: ist es nicht so arg, wie immer getan wird, dass es ist und was darfst du denn

00:30:46: dann noch essen und so weiter.

00:30:47: Also es gibt genug. Man kann, wenn man will, kann man sich auch vegan durchaus

00:30:51: einiges an Übergewicht anfuttern.

00:30:53: Absolut und ich glaube, die Hürden sind ja vor allem beim Einstieg.

00:30:55: Wenn man sich das neu anlernen muss, dann ist es Aufwand.

00:30:58: Wenn man mal drinnen ist im Muster, dann ist es tatsächlich.

00:31:01: Und darum finde ich auch diese ganzen, wie es immer so schon heißt,

00:31:03: Fleischersatzprodukte, Produkte, über die man so gern kritisiert wird,

00:31:06: auch von den Leuten, die gerne Veganer Witze machen. Die sagen,

00:31:08: ja, warum müssen die Veganer jetzt das Fleisch nachbauen?

00:31:10: Unter anderem genauso, da ist der Umstieg einfacher, wenn man jetzt irgendwie

00:31:13: die Extrawurst vom Schwein aufs Brot hau oder die vegane Extrawurst,

00:31:18: die kann ich genau exakt so einkaufen und exakt so das Brot machen wie vorher

00:31:22: und in seinem Fall esse ich kein Fleisch und in dem anderen esse ich schon.

00:31:25: Also da ist der Umstieg mit, da war das sehr, sehr leicht.

00:31:28: Ist das das, was wir vorher besprochen haben, wenn die Rahmenbedingungen,

00:31:31: wenn man nicht ins Ghetto gehen muss, in der Videothek hat es früher die Jugendverbotabteilung

00:31:35: gegeben, durch Vorhang getrennt, wo man nicht rein hat dürfen, wenn man zu jung war.

00:31:39: Wenn es das nicht mehr gibt, wenn das frei verfügbar ist, wenn das quasi Mainstream

00:31:42: ist, dann ist das so eine Rahmenbedingung, die allen den Umstieg erleichtern könnte.

00:31:47: Absolut. Sobald es normalisiert ist, fällt es dann vielen Menschen leichter.

00:31:51: Momentan ist es halt auch noch oft so mit diesen sozialen Vorurteilen behaftet.

00:31:55: Also ich habe einen Bekannten, der mir immer sagt, ja, es ist ja okay,

00:31:58: dass du Vegetarier bist, aber bitte, bitte werde nicht vegan.

00:32:02: Mit diesem schönen Schlusswort, fast Schlusswort, Vorschlusswort,

00:32:06: Generalprobe fürs Schlusswort, möchte ich fast sagen, spielen wir noch eine

00:32:09: kurze Platte und dann moderieren wir ab.

00:32:12: Und dann war es das für diesmal und dann kommen wir im Februar wieder.

00:32:28: Das war Ausgabe 92 des Science Busters Podcasts und am Ende wie immer noch die

00:32:33: Zeiten der Parteienverkehre der Science Busters.

00:32:35: Die neue TV-Staffel ist fertig aufgezeichnet und wird laufend publiziert seit 5.

00:32:41: November, jede Dienstagnacht auf ORF 1 ab 23 Uhr und danach ein halbes Jahr

00:32:47: weltweit abrufbar im ORF Player. Am 16.

00:32:51: Dezember gibt es die letzte Ausgabe von FragDesignsBusters live alles rund ums

00:32:56: Klima, aber die letzte Ausgabe nur für dieses Jahr. Ab Jänner geht es weiter.

00:33:01: Wie immer von 13 bis 14 Uhr eine Stunde lang auf Radio FM4.

00:33:06: Neben mir antworten auf eure Fragen Reinhard Steuerer, Professor für Klimapolitik

00:33:11: an der BOKU Wien, Barbara Lahr, Verkehrswissenschaftlerin an der TU Wien und

00:33:16: Lydia Linhardt, Klimaökonomin an der Uni Graz.

00:33:19: Und nicht im Radio, sondern live überall im deutschsprachigen Raum gibt es die

00:33:24: aktuelle Live-Show der Science Pass, das Planet B und zwar am 5.

00:33:27: Dezember im Danubium Tulln, am 10.12.

00:33:31: In der Pölzhalle am Stetten, am 7.1.225, das ist schon nächstes Jahr,

00:33:36: also aufpassen beim Kalender, im Orpheum Wien am 20.1. im Stadtsaal, Wien am 11.

00:33:42: März im Kunsthaus Weiz und dann geht es nach Deutschland und zwar am 3.

00:33:46: April ins F-Haus in Jena, am 4.

00:33:49: April in den Kupfer-Saal Leipzig, am 5. April in die Schauburg Dresden und am 16.

00:33:53: Mai machen wir einen Ausflug ins Freudenhaus nach Lustenau.

00:33:57: Und da kommen noch einige Termine dazu. Alles dazu findet man auf sciencebusters.at.

00:34:04: Sciencebusters 4 Kids aktuell immer wieder im ORF-Player zu sehen oder im Kids-Player,

00:34:09: den es seit kurzer Zeit auch noch gibt. Jede Folge ca. 10 Minuten.

00:34:13: Analog die ganze Show in voller Länge mit Martin Moder und mir gibt es das nächste Mal am 25.

00:34:19: Jänner 2025 im Stadtsaal in Wien. und zwar gleich zweimal am 11 und um 14.30 Uhr, am 19.

00:34:26: April um 15.30 Uhr und am 20. April wieder um 11 Uhr.

00:34:31: Bevor das Kalenderjahr zu Ende geht, gibt es noch Bauern-Silvester und Silvester-Shows

00:34:36: der Science Busters und zwar am 27.12.

00:34:39: Im Landestheater Linz, am 28.12. in der Helmut-Listhalle in Graz und am 29.12.

00:34:45: Im Schauspielhaus Wien und das gleich zweimal um 16.19 Uhr, das ist Bauern-Silvester Und am 31.12.

00:34:52: Da ist nicht mehr Bauern-Silvester, sondern tatsächlich echtes Silvester.

00:34:56: Und auch da gibt es den naturwissenschaftlichen Jahresrückblick der Science

00:35:00: Busters im Stadtsaal Wien. Um 19.30 Uhr und um 16 Uhr.

00:35:04: Nachdem 19.30 Uhr schon fast voll ist, live gibt es Ruth Grützbach und Florian

00:35:09: Freistetter auch noch einmal dieses Jahr.

00:35:12: Wer mit ihnen Nikolo feiern möchte, kann das in der Neustadt in der Bibliothek

00:35:16: im Zentrum machen. Dort gibt es eine Show, das Universum, live on stage.

00:35:21: Genau, und das Schöne daran ist, man muss nicht mal Eintritt zahlen,

00:35:24: weil der Eintritt frei ist. Im

00:35:25: Gegensatz zum Solo von Martin Puntig am Glückskatze, da muss man bezahlen.

00:35:29: Und zwar kann man das am 6. Dezember in der Arge Kultur Salzburg machen und am 7.

00:35:33: Dezember im Treibhaus Innsbruck. Und auch im Jahr 2025 kann man noch Eintritt

00:35:38: zahlen für Glückskatze. nämlich am 4.

00:35:40: Und am 5.1. im Kabarett Niedermeier und am 10.

00:35:43: Und 11.1. auf der Kleinkunstbühne hin und wieder im Theatercafé Graz.

00:35:47: Dafür gibt es dort natürlich sehr viel schönere Anzüge zu begutachten als bei

00:35:51: freiem Eintritt in Neustadt.

00:35:53: Alles selbstverständlich von uns und ganz objektiv empfohlen.

00:35:58: Danke an die TU Wien und die Uni Graz, die die Produktion des Podcasts unterstützen.

00:36:02: Danke fürs Zuhören, Streamen, Downloaden, Abonnieren, Bewerten,

00:36:05: Empfehlen, Suchen, Kippen, Verdrängen, Nachfrieren, Overshooten und was immer

00:36:10: man auch mit einem Podcast anstellen kann.

00:36:12: Danke Florian Freistetter und Thomas Brudermann für die Auskünfte.

00:36:15: Bis zum nächsten Mal. Tschüss und habe die Ehre.

00:36:18: Bis zum nächsten Mal.

Über diesen Podcast

Der Science Busters Podcast ist ein Podcast der Science Busters. Das trifft sich insofern sehr gut, weil der Name leicht zu merken ist.

Seit 2007 gibt es die Science Busters als Wissenschafts-Show-Projekt. Auf der Bühne, auf Radio FM4, als Bücher, als Lehrveranstaltung und TV-Sendungen. Und ab 2021 auch als Podcast. Weil fast immer mehr zu einem Thema zu sagen wäre, als im jeweiligen Format Platz hat. Nachhaltige Wissenschaftskommunikation, wenn man so will, lehrreich, unterhaltsam und durchgehend in Stereo.

In jeder Folge wird eine aktuelle Frage der Hörerschaft beantwortet, oder zwei. Und ein Thema umfassend beackert. Am Ende gibt es Tipps und Empfehlungen. Um Eigenwerbung zu vermeiden, muss immer einer die Arbeit seines Gegenüber bewerben.

Science Busters Podcast - transparent, unbestechlich, bürgernah
Tiere können der Handlung nicht folgen.

Produziert mit Unterstützung der Universität Graz und der TU-Wien

Kontakt: podcast@sciencebusters.at

von und mit Martin Puntigam, Martin Moder, Florian Freistetter

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